Wien
Schönbrunner Pferdefuß
Trainingszentrum für Lipizzaner im Schlosspark geplant
Wien - Das Hochhausprojekt
Wien-Mitte könnte dazu führen, dass der Inneren Stadt das
Prädikat „Weltkulturerbe“ aberkannt wird. Doch jetzt rückt
noch ein zweites Stück Weltkulturerbe in den Blickpunkt:
die historische Schloss- und
Parkanlage in Schönbrunn.
Dort soll ein Trainingszentrum für 80 Lipizzaner errichtet werden.Mit der Ausgliederung der
„Spanischen Hofreitschule-Bundesgestüt Piber“ aus der
Bundesverwaltung in eine eigene Gesellschaft (100 Prozent im Staatseigentum) wurde auch beschlossen, eine
zweite Reitermannschaft aufzubauen. Eine Kommission
empfahl Schönbrunn als
idealen Stand- und Aufführungsort für die weltbekannten Reitvorführungen.
Diskutiert werden zwei Varianten: Einerseits könnten alte Gebäude der Maria-Theresien-Kaserne als Stall- und
Reithallen adaptiert werden.
Doch das Verteidigungsministerium ist dagegen.
Also wurden Baupläne vom
Wiener Architekten Manfred
Wehdorn erarbeitet, wie aus
einem Protokoll vom Juni diesen Jahres hervorgeht. Darin
heißt es, dass die Pläne „eine
Reithalle für die Morgen- und
Winterarbeit der Pferde,
Stallungen und (...) Nebenräume im Ausmaß von 6 -
7.000 m2 im Bereich der Meierei vorsieht.“
Damit würde dieses Projekt
inmitten der von der Unesco
für das Weltkulturerbe festgelegten Kernzone gebaut.
Reitschuldirektor Werner
Pohl bestreitet, dass es schon
fertige Pläne gebe. Es sei nur
eine Machbarkeitsstudie in
Auftrag gegeben worden.
Um ihr Projekt zu realisieren, könnten die Betreiber
zwei Umstände nützen
Für das benötigte Gelände
besteht eine alte Bauwidmung
für Glashäuser (es befindet
sich in Besitz der Bundes-Gartenbauschule). Damit verbunden ist eine maximale Bauhöhe. Um diese Widmung zu umgehen, könnte aber Paragraf 69 der Bauordnung angewendet werden: Über einen
Beschluss auf Bezirksebene
können Abweichungen der
genehmigten Baumaße erlaubt werden.
Eine zweite heikle Situation
ergibt sich aus dem Denkmalschutzgesetz. In dieser Richtlinie wurden österreichweit
56 schützenswerte historische
Gärten aufgelistet - auch jener
in Schönbrunn. Am dazu gehörigen Bescheid wird noch
gearbeitet. Die Befürchtung:
Es wird noch schnell vorher
mit dem Bau begonnen.
Denkmalamtspräsident Georg
Rizzi: „Das ist ein beunruhigendes Szenario.“ Direktor
Pohl: Vor Frühjahr 2003 wird
sicher nicht gebaut. (Andrea Waldbrunner/DER STANDARD, Printausgabe 03./04.08.2002)