Sich regelmäßig auf die Metaebene begeben und das eigene Tun zu überdenken gehört zu den herausragenden Elementen der Lernexpedition von Gertraud Mooshammer. Die ehemalige Hernstein-und GfP-Trainerin schart derzeit Manager und ganze Konzernabteilungen um sich, um mit ihnen die Sahara zu erleben.

Sie selber nennt es: "In der Stille und Weite der Wüste eine Reise zu sich selbst anzutreten. Auf Kamelen und zu Fuß über Sanddünen zu wandern und viel Zeit zu haben, um über das eigene Leben und die Bedürfnisse nachzudenken."

Die Reise ins Innere dauert insgesamt fünf Tage, die man, so Mooshammer, benötigt, um sich von der zivilisierten, westlichen Welt loszulösen. "Die Erfahrungen in der Einfachheit des Wüstenlebens, dem Sichbewähren in der Natur und dem Wegfall jeglicher Zivilisationszwänge helfen sehr, den Blick ins Innere zu schärfen."

Emotionen ansprechen

Geführt werden die Teilnehmer übrigens von Beduinen. In der tunesischen Wüste, südlich von Douz, steht dann die Emotion im Vordergrund, werden Themen angesprochen, die bekannt sind, aber an Klarheit im Laufe des Berufslebens verloren haben: Vertrauen, Nähe, Erfahrung, Kraft.

Zu jedem dieser Begriffe (und zu einigen mehr) hat die Managementtrainerin Übungen zusammengestellt, die in der Wüste - also ohne jegliche "Utensilien" - durchgeführt werden können.

"Sobald man arbeitet, wird man beeinflusst, und zwar von Kollegen, vom Chef, von der Umwelt und der Familie", weiß Mooshammer. Viele Menschen können dann nicht mehr abstrahieren und filtern, was für sie gut und was schlecht ist. Soll man dem Mainstream folgen, oder lieber Individualist bleiben?

Soll man tun, was die Gesellschaft verlangt, oder was einem selber gut tut? Diese und andere Fragen versucht die Trainerin den Seminarteilnehmern zu verdeutlichen.

Eine Übung besteht darin, sich von einem der zwölf Teilnehmer mit geschlossenen Augen durch die Wüstenlandschaft führen zu lassen. Vertrauen ist wichtig, so Mooshammer.

Zwischen Chef und Mitarbeiter ebenso wie zwischen den Mitarbeitern selber.

Viele haben verlernt zu schätzen, was sie sich aufgebaut haben, sagt die Trainerin. "Es ist erschreckend, wie die Menschen sich selber schaden, indem sie nach Werten suchen, die ihnen von der Gesellschaft aufgedrängt werden." Daher ist ein Programmpunkt auch die Diskussion über den Begriff "Zufriedenheit".

"Ich habe das Gefühl, dass die meisten Menschen erst fern der Zivilisation lernen können, bewusster zu leben und ihre Lebensfreude wieder gewinnen", meint Gertraud Mooshammer. (Judith Grohmann/DER STANDARD, Printausgabe, 03./04. 08. 2002) Nächste Termine: 1. bis 8. Oktober nur für Frauen; 29. Oktober bis 5. November für Frauen und Männer. Kosten (Seminar und Reise): 1800 Euro