Europa
Fischer gegen Bild-Zeitung: "Veröffentlichung ist miese Kampagne"
Grünen-Fraktionschef nutzte Bonusmeilen für Privatreise
Berlin - Der grüne Spitzenkandidat für die deutschen
Bundestagswahlen, Außenminister Joschka Fischer, hat die
Veröffentlichungen in der Bonusmeilen-Affäre als "miese Kampagne"
kritisiert. Es handle sich um nichts anderes als "schmutzigen
Wahlkampf", sagte Fischer in einem am Samstag veröffentlichten
ZDF-Interview. Dabei verwies Fischer auf Veröffentlichungen der
"Bild"-Zeitung über Umweltminister Jürgen Trittin (Grüne), der
zweifelsfrei dargelegt habe, dass er nur private Bonusmeilen
verflogen habe. Fischer nannte die gesamte Debatte "peinlich".
Angesichts der Dimensionen der CDU-Spendenaffäre oder der
Amigo-Affäre in Bayern seien hier offenbar die Proportionen "schlicht
und einfach verschoben". Für ihn seien auch andere Themen wie Nahost
wichtiger. Die "Welt am Sonntag" berichtete unterdessen, dass in der
Bonusmeilen-Affäre auch Mitarbeiter des Bundestages Zugriff auf Daten
von Abgeordneten gehabt haben könnten. Die Reisestelle des
Bundestages habe seit längerer Zeit über die PIN-Codes zahlreicher
Abgeordneter verfügt, meldete das Blatt. Der Code - eine fünfstellige
Zahl - sei notwendig, um an die persönlichen Daten der
Vielflieger-Kunden zu gelangen.
Auf Schauch ist gereist
Auch der Fraktionschef der deutschen
Grünen, Rezzo Schlauch, hat eine Privatreise mit dienstlich
erworbenen Bonusmeilen unternommen. Der Fehler sei ihm Ende
vergangener Woche klar geworden, erklärte Schlauch am Freitag in
Berlin. Er habe zunächst versucht, das Ticket nachträglich zu
bezahlen, was über die Lufthansa aber nicht möglich gewesen sei.
Daraufhin habe er die Summe für den Kauf des Tickets an den Bundestag
überwiesen. Er gehe davon aus, dass die Angelegenheit damit bereinigt
sei.
Die Grünen seien Ziel einer Kampagne in Wahlkampfzeiten,
kritisierte Schlauch mit Blick auf seinen Fraktionskollegen Cem
Özdemir, der nach Berichten über seinen Umgang mit den Bonusmeilen
zurückgetreten war. Das Nachrichtenmagazin "Spiegel" berichtete,
Schlauch sei mit den Bonusmeilen in den Osterurlaub nach Thailand
geflogen. Das Erste-Klasse-Ticket habe einen Geldwert von rund 7000
Euro gehabt. Künftig werde die Bundestagsverwaltung direkten Zugriff
auf seine Bonusmeilen haben, damit sie für Dienst- und Mandatsreisen
genutzt werden könnten, erklärte der Fraktionschef. (APA)