London - Ein britisches Paar darf laut Beschluss einer Aufsichtsbehörde kein "Designer-Baby" bekommen. Dieses hätte als Knochenmarkspender für den schwer kranken drei-jährigen Sohn des Paares dienen können. Wie die Behörde für Befruchtung und Embryologie Donnerstagabend in London mitteilte, wurde ein entsprechender Antrag abgewiesen.Das Paar wollte durch Untersuchung des Embryos vor der Einpflanzung in die Gebärmutter sicherstellen, dass ihr nächstes Kind hundertprozentig als Spender von Knochenmark infrage komme. Der erste Sohn leidet an einer seltenen Form von Anämie und wird nur durch schmerzhafte Bluttransfusionen am Leben erhalten. Die Behörde wies den Antrag auf die Gewebeuntersuchungen des durch künstliche Befruchtung gezeugten Embryos ab: Dies sei nur möglich, wenn die Gefahr, dass auch das nächste Kind an der Anämie erkranke, groß sei. Tatsächlich sei sie jedoch gering. Entsetzte Eltern Die Eltern zeigten sich über die Entscheidung entsetzt und sagten, sie hätten nur noch 18 Monate Zeit, das Leben des Sohnes zu retten. Die Chance, dass das nächste, natürlich gezeugte Kind ein hundertprozentiger Gewebespender sei, liege bei 1:4. Eine im vergangenen Jahr geborene Tochter habe nur eine 50-prozentige Gewebeübereinstimmung mit dem Bruder. Beim Verfahren zur Lebensrettung des Dreijährigen geht es darum, Stammzellen aus der Nabelschnur des erhofften nächsten Kindes in das Rückenmark des kranken Kindes einzupflanzen. Das Leben des Spender-Kinds würde dadurch nicht gefährdet. (DER STANDARD, Printausgabe 03./04.08.2002)