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"Ich möchte niemandem nachmachen, jeder muss seinen eigenen Stil finden"

Foto: APA/ Jaeger
Berlin - Mirna Jukic hat am Samstag eine weitere wichtige Stufe in ihrer sportlichen Entwicklung genommen. Erstmals war die Österreicherin bei Titelkämpfen auf höchster internationaler Ebene als Favoritin in ein Finale gegangen und prompt holte sie Gold. Der EM-Titel in der Berlin Arena stellt eine bedeutende Sprosse auf Jukic' Erfolgsleiter dar. Denn nach insgesamt vier Mal Edelmetall auf der EM-Lang- bzw. -Kurzbahn sowie bei einer Kurzbahn-WM fehlt der erst 16-Jährigen nur noch eine Olympia- und Langbahn-WM-Medaille. Familienbetrieb Bei der Wienerin hat sich wieder einmal ihr unbändiger Kampfgeist durchgesetzt. Diesen bezieht sie aus ihrem Naturell, aber auch aus einem perfekten Umfeld. Denn bei Familie Jukic haben sich alle dem Schwimmsport verschrieben. Um diese Unterstützung zu rechtfertigen, will Mirna immer das Optimum heraus holen. Ihr um vier Jahre jüngerer Bruder Dinko ist auch schon auf dem Weg zur österreichischen Spitze, beide Jugendlichen werden von Vater Zeljko trainiert. Und die Mutter zieht da natürlich mit. Auch wegen ungünstiger Trainingsbedingungen war die Schwimm-Familie vor drei Jahren von Zagreb nach Wien übersiedelt, nachdem sie acht Jahre zuvor vor den Kriegswirren aus Vukovar geflüchtet war. Die zweifache Vize-Europameisterin auf der Kurzbahn fand dann zuletzt aber auch in ihrer neuen Heimatstadt nicht immer optimale Trainingsbedingungen vor, erst unmittelbar vor den Titelkämpfen in Berlin hatte sie bessere Voraussetzungen. Training forciert Jukic treibt sich selbst immer wieder zu neuen Höhen. Es ist kaum vorherzusagen, was da auf Grund ihres jungen Alters noch alles möglich ist. Seit dem Gewinn von Kurzbahn-WM-Bronze über 200 m Brust in Moskau hat Jukic ihr Training weiter forciert, auch wenn sie nach wie vor auf Hantel-Training verzichtet. "Ich hab' trotzdem mehr Kraft als im Vorjahr und auch mein Zug hat sich verbessert", weiß sie. Und ihre lang gezogenen Tempi kommen auf der Langbahn sowieso besser zur Geltung als im 25-m-Becken. Vorteil Technik Auch deswegen schwimmt die 200 m Brust niemand so effizient wie Jukic. Mit nur 15 bis 17 Zügen pro Länge gleitet sie durch das Wasser, Konkurrentinnen wie 50- und 100-m-Europameisterin Emma Igelström versuchen mehr und mehr, sich dieser Technik anzunähern. Jukic hat sich diese Zugfrequenz nach und nach antrainiert, wie sie auch die 200 m noch nicht allzu lange schwimmt. "Ich hab' mich früher auf den 50 und 100 m wohler gefühlt, die 200 waren mir zu lang'. Ich hab' erst gewechselt, als ich nach Wien gekommen bin", erklärt die fünffache Jugend-Europameisterin. Ungefähr genau so lange achtet sie darauf, ihre Arme beim Schwimmen nicht unter, sondern aus dem Wasser zu halten. Trainings-Erfahrungen und Video-Analysen führten zu diesen Änderungen. Jukic legt jedoch Wert darauf, trotz des Studiums anderer Schwimmer, keine Kopie sein zu wollen. "Ich möchte niemandem nachmachen, jeder muss seinen eigenen Stil finden", sagt sie. Ungeahnte Höhen Nach oben hin wird die Luft bekanntlich immer dünner, doch Jukic könnte weiter in noch nicht geahnte Höhen aufsteigen. Medaillen oder sogar Titel bei den Weltmeisterschaften im Juli 2003 in Barcelona und sogar bei Olympia im August 2004 in Athen sind keine Utopie mehr. Schafft das die Sportgymnasiastin, schreibt sie abermals österreichische Schwimm-Geschichte, nachdem sie das schon am Samstag mit dem Gewinn der ersten VÖS-Goldmedaille in der (Langbahn)-EM- Geschichte erreicht hat. (APA)