Al Gore: Bush setzt "Zukunft des demokratischen Kapitalismus aufs Spiel"
Ex- Vizepräsident kritisiert Bushs konzernfreundliche Politik
Redaktion
,
Washington - In ungewöhnlich scharfer Form hat der frühere
demokratische Vizepräsident Al Gore den derzeitigen US-Präsidenten
George W. Bush angegriffen. In einem Kommentar für die "New York
Times" von Sonntag warf Gore Bush und seiner Regierung vor, mit ihrer
Politik "die Zukunft des demokratischen Kapitalismus aufs Spiel zu
setzen". In Hinblick auf die jüngsten Wirtschafts- und
Bilanzfälschungsskandale schreibt Gore, der Bush bei den Wahlen 2000
knapp unterlegen war, die Kampagne der Demokraten unter dem Motto
"Für das Volk, nicht die Mächtigen" sei damals richtig gewesen.
Gore richtet sich auch an Kritiker seiner damaligen Politik in den
eigenen Reihen: "Die Vorstellung einiger in unserer Partei, dass wir
diese Wahrheit nicht sagen sollen, besonders nicht in Zeiten wie
diesen, erscheint mir als schlechte Politik und prinzipiell falsch."
Besonders scharf kritisierte Gore die Gesundheits-, Umwelt- und
Steuerpolitik der Republikaner. Bush und Vizepräsident Dick Cheney
würden mit ihren Steuersenkungen in Höhe von 1,6 Billionen Dollar nur
die "Superreichen" begünstigen, während dem amerikanischen Haushalt
seit langem wieder ein massives Defizit drohe.
Die Welle der Pleiten und Bushs konzernfreundliche Politik hätten
Millionen Amerikaner zu Opfern gemacht, schreibt Gore. "Nicht nur die
Börse ist zusammengebrochen. Auch unser Vertrauen in die Ehrlichkeit
unserer Regierung." Wenn Bush tatsächlich eine integre Politik im
Weißen Haus verfolgen wolle, müsse der Präsident, "die Namen der
Energiefirma-Lobbyisten veröffentlichen, die sich mit Vize-Präsident
Cheney getroffen haben", forderte Gore.
Nach Medienberichten hat der zurückgetretene Enron-Chef Kenneth
Lay ein Treffen mit Cheney im April 2001 dazu genutzt, eine Liste von
"Prioritäten" für die Energiepolitik vorzulegen, von denen mehrere
ins Energieprogramm der Regierung aufgenommen worden sein sollen.
Cheney hat bisher eine Offenlegung kategorisch abgelehnt. Der Anfang
Dezember 2001 in Konkurs gegangene Enron-Konzern steht im Verdacht,
seine prekäre Lage mit Hilfe von zweifelhaften Partnerschaften und
Buchführungspraktiken über lange Zeit vertuscht zu haben. (APA)
Forum:
Ihre Meinung zählt.
Die Kommentare im Forum geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
Die Redaktion behält sich vor, Kommentare, welche straf- oder zivilrechtliche Normen verletzen,
den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen
(siehe ausführliche Forenregeln),
zu entfernen. Benutzer:innen können diesfalls keine Ansprüche stellen.
Weiters behält sich die STANDARD Verlagsgesellschaft m.b.H. vor, Schadenersatzansprüche
geltend zu machen und strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.