Dass der Irak chemische Waffen besaß, war aller Welt durch deren - heute bei jeder Gelegenheit zitierten, damals von den USA ziemlich ungerührt hingenommenen - Einsatz gegen die eigenen Kurden und gegen Iran bekannt. Damals wurden Senfgas, Sarin und Tabun eingesetzt; Experten gehen davon aus, dass es dem Irak nur mithilfe der chemischen Waffen gelang, den Verlauf des Iran-Irak-Kriegs zu seinen Gunsten zu wenden.Das von der Unscom aufgerollte C-WaffenProgramm übertraf trotzdem alle Erwartungen. In einem Bericht von 1999 wird die Unscom-Arbeit zusammengefasst: Zerstört wurden 88.000 Stück chemische Munition, über 600 Tonnen waffenfähige chemische Agenten, rund 4000 Tonnen Vorläufermaterialien, 980 Stück Produktionsequipment, 300 Analysegeräte. Als nicht aufgeklärt gilt das vom Irak lange Zeit geleugnete VX-Programm: Der Irak gibt die Produktion von 3,9 Tonnen VX (einem im Vergleich zu Sarin und Tabin beständigeren, daher für Langzeitkontamination geeigneten Nervengas) zu, leugnet jedoch, es waffenfähig gemacht zu haben. Außerdem fehlen 500 mit Senfgas gefüllte Granaten und 500 R-400-Bomben. Es wurde vermutet, dass die Ziffern, die der Irak den Inspektoren über den Einsatz chemischer Munition im Irankrieg angegeben hat, absichtlich zu hoch gegriffen sind und die übrig gebliebene Munition noch irgendwo versteckt ist. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 5.8.2002)