Wien/Klagenfurt - Jörg Haiders Nerven wird Reinhart Gaugg nicht mehr strapazieren - ging der FP-Sozialsprecher diesem doch nach den Querelen um seinen zwei Mal abgelehnten Sondervertrag als Vizegeneraldirektor der Pensionsversicherungsanstalt schon gehörig auf selbige (siehe Zitiert). Das ließ Haider den Mann wissen ließ, der ihn beim legendären Parteitag in Innsbruck 1986 auf den Schultern durch die Menge trug.Gaugg ist am Montag als Nationalratsabgeordneter und PVA-Manager zurückgetreten, nachdem er am Wochenende mit "Alkoholsymptomen" am Steuer seines Wagens erwischt worden war - und den Alkotest verweigert hatte. Die Parteispitze meinte unisono: Gaugg wisse, was er in so einer Situation zu tun habe. Schweitzer vollzog Montagvormittag konnte FPÖ-Generalsekretär Karl Schweitzer eine Vollzugsmeldung machen: "Gaugg hat sein Mandat zurückgelegt." FPÖ- Klubchef Peter Westenthaler hatte zuvor betont, in so einer Sache könne es "kein Augenzwinkern" geben. Wenig später wurde auch Gauggs Rückzug aus der PVA bekannt. Um die Nachfolge Gauggs in der Pensionsversicherung ist bereits ein Gerangel ausgebrochen. Der Chef der Aufsichtsbehörde und Vertraute von Gaugg, Sozialminister Herbert Haupt (FP), hält eine Neuausschreibung für "absolut notwendig", das sei "rechtlich eindeutig und klar". Detto VP- Klubchef Andreas Khol. Es war einmal ein Freund Erwartungsgemäß anders die Position der Sozialdemokraten in der PVA. Der Vorsitzende des Überleitungsausschusses, Karl Haas, und SP- Fraktionsführer Wolfgang Katzian meinten, nach derzeitigem Wissensstand sei keine Neuausschreibung notwendig. Bei der Ausschreibung des Jobs seien mehrere gleich Qualifizierte genannt worden. Gauggs langjähriger Mentor Haider ließ indes wissen, dass sich der frühere Bankbeamte Gaugg "anderswo eine berufliche Existenz aufbaut". "Zund" aus der FPÖ? In Kärnten dürften Gaugg sogar "Parteifreunde" nicht ganz gut gesonnen sein. Es verdichteten sich Gerüchte, wonach der entscheidende "Zund" bei der Polizei, Alkolenker Gaugg anzuhalten, aus der FPÖ selbst gekommen sei. Aus Polizeikreisen verlautete dazu bloß, Gaugg habe in der Nacht von Samstag auf Sonntag auf der Beach-Volleyball- Szeneparty in Pörtschach ausgiebig gefeiert. Auch etliche andere FP-Spitzenfunktionäre wurden im Partyzelt gesichtet. Um etwa halb zwei Uhr Früh habe ein Autofahrer bei der Polizei einen silbergrauen Audi, der schlingernd Richtung Klagenfurt unterwegs sei, gemeldet. Bei diesem Zeugen habe es sich um einen "Berufsfahrer" gehandelt, dessen Name der Polizei bekannt sei. Man habe daraufhin zwei Streifenwagen an den beiden Ausfahrten bei Klagenfurt postiert und auf den Wagen gewartet. Auf der Wörthersee- Süduferstraße habe man Gauggs Wagen gestoppt. Pikanterweise nicht unweit von seinem Wohnhaus. Dass es sich bei dem alkoholisierten Lenker um den Abgeordneten Gaugg handelte, habe man erst bei der Kontrolle erkannt. Trotz sichtbarer Alkoholsymptome sei Gaugg recht höflich gewesen, habe den Alkotest aber strikt verweigert. Bis auf "Lasst's mich in Ruh" und "Ich weiß alles, aber ich sag' jetzt nix", verweigerte Gaugg am Montag jeden Kommentar. (DER STANDARD Print-Ausgabe, 6.8.2002)