Sport
1.300 Aktive um 46 Titel
In Bayern geht's wie in Wien nicht um fette Prämien, sondern nur um die Ehr'
München - Rund 1.300 Leichtathleten aus 47 Nationen machen
von Dienstag bis Sonntag bei den 18. Freiluft-Europameisterschaften
in München Jagd auf insgesamt 46 EM-Titel. Österreich ist in Bayern
durch insgesamt 16 Aktive vertreten, wobei die Medaillenhoffnungen in
Abwesenheit von 800-m-Vizeweltmeisterin Stephanie Graf in erster
Linie auf den Vize-Hallen-Europameistern Karin Mayr (100 und 200 m)
sowie Elmar Lichtenegger (110 m Hürden) ruhen.Nur Liechtenstein und Luxemburg fehlen
Für die sechstägige europäische Leistungsschau in 46 Disziplinen
(24 Männer/22 Frauen) sowie den beiden Mannschaftswettbewerben im
Marathon-Europacup entsenden bis auf Liechtenstein und Luxemburg alle
anderen Länder des Europaverbandes (EAA) Athleten zu diesen
Kontinentaltitelkämpfen. München als zweiter deutscher EM-Gastgeber
nach Stuttgart 1986 hat 30 Jahre nach den Olympischen Spielen in der
bayrischen Metropole große Summen investiert, um für eine perfekte
Veranstaltung zu sorgen. 3,8 Millionen Euro wurden für die
Runderneuerung des Olympiastadions investiert sowie 1,5 Millionen für
die Renovierung des ehemaligen Olympischen Dorfes, in dem die Aktiven
und anderen Teammitglieder untergebracht sind.
Besten Athleten anwesend
"Wir wollen Leichtathletik auf höchstem Niveau präsentieren",
versprach der Präsident des Organisationskomitees, Helmut Digel,
unter Hinweis darauf, dass "60 Prozent der WM-Medaillengewinner vom
Vorjahr in Edmonton aus Europa kommen und bis auf wenige Ausnahmen
die besten Athleten anwesend sein" werden. Angesichts des tollen
Kartenvorverkaufs erwarten die Veranstalter insgesamt 200.000
Zuschauer an den sechs Wettkampftagen im Olympiastadion.
Augenschmaus nur mit Kabel- oder Sat zusehen
Durch die TV-Präsentation mit 135 Kameras auf 172 verschiedenen
Positionen im Stadion und in der Stadt beim Marathon sowie an der
Geher-Strecke wird das Großereignis im Fernsehen zu einem wahren
Augenschmaus für Fans der olympischen Kernsportart, sofern sie einen
Kabelanschluss bzw. eine Sat-Schüssel besitzen. Denn von den
deutschsprachigen Sendern übertragen nur ARD und ZDF insgesamt 53
Stunden live aus München.
Wachablöse wird prophezeit
Die bisher in dieser Saison gezeigten Leistungen versprechen auch
einige EM-Highlights: Halleneuropameister und Weltrekordler Colin
Jackson aus Wales geht im Hürdensprint auf seinen bereits vierten
Titel in Serie los, sein britischer Landsmann und
Dreisprung-Weltrekordler Jonathan Edwards zählt ebenfalls zu den
wenigen Anwärtern auf eine erfolgreiche Titelverteidigung bei der
erwarteten großen Wachablösung in der europäischen Leichtathletik.
Frankreichs Top-Sprinterin Muriel Hurtis, die slowenische
800-m-Hallenweltrekordlerin Jolanda Ceplak, der wieder erstarkte
Wilson Kipketer (DEN/800 m), die rumänische Wunderläuferin Gabriela
Szabo und die russische Stabartistin Swetlana Feofanowa haben zuletzt
mit Topleistungen bei Meetings ebenfalls für Aufsehen gesorgt und
wollen auch in München für Sternstunden sorgen.
Keine Prämien sondern Entwicklungsarbeit
Allerdings müssen sich die Athleten des alten Kontinents damit
abfinden, dass es im Gegensatz zu Weltmeisterschaften auch weiterhin
keine fetten Prämien bei Europameisterschaften geben wird. "Wir
vertreten eine andere Philosophie", sagte EAA-Präsident Hansjörg Wirz
bereits im März am Rande der Hallen-EM in Wien. Die EAA habe keine
Fernseheinnahmen wie die IAAF und sehe es als ihre Aufgabe an, "neue
Generationen von Leichtathleten zu fördern und das Geld für die
Entwicklung auszugeben". Im Vorjahr hat die EAA nach Wirz-Angaben die
nationalen Verbände mit 1,25 Millionen Schweizer Franken (858.575
Euro) unterstützt.
Pintusewitsch glaubt nur verlieren zu können
Nicht alle Athleten sind davon begeistert, dass es wie schon vor
fünf Monaten unter dem Hallendach im Dusika-Stadion, wo es trotz
fehlender Preisgelder Frauenweltrekorde im Stabhochsprung und über
die 800 m gegeben hat, bloß um die Ehr' geht. So hat etwa
100-m-Weltmeisterin Schanna Pintusewitsch aus der Ukraine, die mit
10,83 Sekunden die Jahresweltbestenliste anführt, ihre EM-Teilnahme
mit dem Hinweis darauf abgesagt, dass sie schon Europameisterin war
und nur verlieren könne. (APA)