Manchmal dauert es bei Spitzensoftware etwas länger, bis ganz einfache Wünsche erfüllt sind. Jetzt hat auch Photoshop als führendes Programm für die professionelle Bildbearbeitung einen Datei-Browser, der beim Öffnen von Dateien gleich einen visuellen Überblick bietet.

Daneben erweitert die neue Version 7.0 die Möglichkeiten zur kreativen Gestaltung, mit denen Photoshop seinen Rang als Standardsoftware untermauert.

Der Datei-Browser ist von der Arbeitsfläche aus ständig erreichbar. Neben den Vorschaubildern zeigt er die ergänzenden Bilddaten im EXIF-Format (Exchangeable Image File) an, darunter Aufnahmedatum, Blendenwerte und Belichtungszeiten einer digitalen Kamera.

Bei Aufnahmen einer ganzen Belichtungsreihe können die Ergebnis so gut miteinander verglichen werden. Die Bilder lassen sich im Browser nach verschiedenen Kriterien sortieren, drehen, verschieben oder umbenennen.

Die Stapelverarbeitung des Datei-Browsers fasst mehrere dieser Arbeitsgänge für zahlreiche Bilddateien in einem Arbeitsschritt zusammen.

Die Automatisierung von Arbeitsvorgängen hat sich ja bereits bei der praktischen Aktionen-Palette des Photoshops bewährt, die bestimmte Abfolgen von Befehlen speichern und dann gleich auf mehrere geöffnete Dateien anwenden kann. Der Arbeitserleichterung unter Zeitdruck dient auch die neue Funktion "Auto-Farbe", die nach der Analyse der hellsten und dunkelsten Bildbereiche in den meisten Fällen für eine zuverlässige Farbkorrektur sorgt.

Ein neuer Spezialpinsel für Reparaturen entfernt Staub, Kratzer und andere Pixel-Störungen, wobei Schattierung, Belichtung und andere Bildwerte der Umgebung erhalten bleiben

Jedes Werkzeug kann bis in kleinste Detaileinstellungen variiert und dann als eigener Pinsel gespeichert werden - damit die individuell gewünschten Werte nicht immer wieder neu eingegeben werden müssen.

Offenbar grenzenlos ist die Phantasie der Entwickler beim Ersinnen von Effekten. So gibt es einen neuen Turbulenzen-Pinsel, mit dem sich die Pixel bestimmter Bildbereiche gezielt verwirbeln lassen.

Ein weiterer Pinsel, der "Musterstempel", zaubert eigene Texturen wie Gras oder Blätter ins Bild. Dazu wird zunächst mit dem "Mustergenerator" der gewünschte Bereich eines beliebigen Fotos als Mustervorlage gespeichert. Danach können diese Pixel mit dem unterschiedlich breit einstellbaren Pinsel über ein anderes Foto aufgebracht werden: Jetzt ranken sich Blätter über das Portal der gotischen Kathedrale, oder ein Porträt erhält eine exotische Blumenumrandung. Aus ein- und demselben Bildbereich erzeugt der Mustergenerator nach dem Zufallsprinzip mehrere Varianten und fügt diese nahtlos aneinander. Dies eignet sich auch gut für die Erstellung einmaliger Texturen für den Hintergrund von Web-Seiten.

Adobes PDF-Technik wird vom Photoshop dazu genutzt, um Bilddateien mit Passwörtern zu schützen. Beim Speichern eines Fotos im PDF-Format kann so wahlweise das Öffnen, Drucken, Kopieren oder Ändern der Bilddatei nur nach Eingabe des richtigen Passworts ermöglicht werden.

Bei den übrigen Formaten wird JPG 2000 noch nicht unterstützt - um diesen neuen Standard mit seinem Vorteil kleiner Dateigrößen bei guter Qualität zu nutzen, muss man sich ein gesondertes Plugin des Herstellers Algovision-Luratech besorgen.

Sonderaufgaben zur Präsentation von Fotos im Internet ist das mitgelieferte Zusatzprogramm ImageReady gedacht. Interessant ist hier die neue Möglichkeit, Bildelemente einer bestimmten Farbe transparent zu schalten. Eine Rollover-Palette bietet den optimalen Überblick über die verschiedenen Zustände von Grafiken, die sich bei Mausreaktionen ändern sollen.

Mit der Unterstützung des XMP-Formats (Extensible Metadata Platform) können Bildinformationen zusammen mit der Datei im Web veröffentlicht und von Suchmaschinen erfasst werden.

Eine der wichtigsten Neuerungen für Mac-Anwender ist wohl die volle Unterstützung des Betriebssystems MacOS X (Bild) - hier erhöht nicht nur die "carbonisierte" Darstellung, sondern auch die Stabilität der Software das Vergnügen bei der kreativen Arbeit. Aber auch unter Windows XP ließen sich im Test mit großen Dateien und aufwendigen Arbeitsvorgängen keine Abstürze verursachen.

Als Arbeitsspeicher werden 192 MB empfohlen.

Mit einem Preis von rund 1.200 Euro für das Vollprodukt kommt Photoshop 7.0 ausschließlich für professionelle Anwender in Frage; für Hobby-Nutzer werden die Photoshop Elements für 110 Euro angeboten. (APA/AP)