Berlin - Die deutschen Reiseveranstalter stecken nach
Worten des CSU-Tourismusexperten Ernst Hinsken tief in einer
Urlaubsflaute fest. Bei Auslandsreisen sei ein Buchungsrückgang von
zwölf Prozent zu beklagen, sagte Hinsken am Montag in Berlin. Bis
Jahresende drohe die Schließung von bis zu 1.000 Reisebüros und
-veranstaltern. Als Gründe dafür nannte er unter anderem den
Terroranschlag am 11. September in den USA sowie die schlechte
konjunkturelle Lage.
Für den Inlandstourismus sehe es mit einem Rückgang von drei
Prozent in den ersten fünf Monaten gegenüber dem Vorjahreszeitraum
nicht so dramatisch aus. "Viele Betriebe sind aber nur bis zur Hälfte
ausgelastet", warnte Hinsken, der Vorsitzender des
Bundestagsausschusses für Tourismus ist. Dabei biete sich in
Deutschland ein unterschiedliches Bild: Während sich Brandenburg im
Aufwind sehe, herrsche in Hessen bei zehn Prozent rückläufigen
Übernachtungszahlen eher verhaltener Optimismus.
Hinsken forderte die Regierung auf, die Mehrwertsteuer im
Beherbergungsbereich auf sieben Prozent zu senken. Deutschland hinke
im Vergleich zu anderen Ländern weit hinterher. In Frankreich betrage
die Mehrwertsteuer 5,5 Prozent, in Österreich zehn Prozent. Die
fünfte Stufe der Ökosteuer müsse ausgesetzt werden, die hohen
Kraftstoffpreise "wirken als Bremse im erdgebundenen Tourismus".
Zudem sei der Verwaltungsaufwand zu groß. "Insgesamt belaufen sich
die bürokratischen Belastungen für die Unternehmen auf 30 Mrd. Euro."
Besonders Kleinunternehmen mit bis zu 20 Mitarbeitern seien
betroffen: "Sie geben je Beschäftigtem jährlich rund 3.500 Euro für
Verwaltungsausgaben aus, Großunternehmen dagegen nur 150 Euro." An
die Unternehmen appellierte er, die Qualität der Angebote zu
verbessern.
Hinsken forderte die Stärkung des Messe- und Kongresswesens.
"Deutschland ist momentan internationaler Messeplatz Nummer eins in
der Welt. Diese Position gilt es zu halten und auszubauen." Das habe
direkte Auswirkungen auf den Tourismus, weil viele Besuche mit einer
privaten Reise verbunden würden. Die Branche habe im letzten Jahr 2,5
Milliarden Euro umgesetzt und rund zehn Millionen Besucher gehabt. Im ersten
Halbjahr 2002 seien die Besucherzahlen jedoch bereits um drei Prozent
zurückgegangen. Hinsken warf der deutschen Regierung vor, Messen in
Deutschland nicht ausreichend zu subventionieren. (APA/red)