Wien - Um den verwaisten Sessel des nach einer mutmaßlichen Alkofahrt zurückgetretenen Vizegeneraldirektors der Pensionsversicherungsanstalt (PVA), Reinhart Gaugg, ist ein heftiges Gerangel ausgebrochen. Verfassungsjuristen sind sich ebenso uneinig wie Sozialminister Herbert Haupt (FP) und die Führung des Überleitungsausschusses der PVA, ob Gauggs Job neu ausgeschrieben werden muss oder nicht. Der Zweite Nationalratspräsident und FP-Wirtschaftssprecher Thomas Prinzhorn forderte gleich den Austausch der gesamten PVA-Spitze. Sozialminister Haupt wird von Verfassungsjurist Bernd-Christian Funk gestützt, der eine Neuausschreibung des PVA-Vizechefs für nötig hält. Das erste Bewerbungsverfahren sei mit der Bestellung Gauggs abgeschlossen. Dagegen stützt der Verfassungsexperte Theo Öhlinger den Standpunkt von PVA-Obmann Karl Haas (SP), wonach eine Neuausschreibung rechtlich nicht zwingend sei. Das Gesetz hätte eine solche nämlich nicht einmal in der ersten Runde vorgeschrieben. Für Freitag ist indes eine Sondersitzung des Überleitungsausschusses der PVA einberufen, bei der die SPÖ-Fraktion über ihren Kandidaten, den Vizechef der Pensionsversicherung der Angestellten, Robert Freitag, der in der ersten Runde Gaugg mit nur einer Stimme unterlegen ist, abstimmen lassen will. Sollte am Freitag ein Nachfolger Gauggs gewählt werden, wird das Sozialministerium als Aufsichtsbehörde dagegen Einspruch einlegen. SPÖ und Grüne vermuteten neuerlich "Postenschacher" Aufgrund der Mehrheitsverhältnisse im Ausschuss (VP/FP 8, SP 7 Stimmen) dürfte das Votum ohnedies auf Neuausschreibung lauten, auch wenn Obmann Haas eine Entscheidung zwischen jenen drei Kandidaten für möglich hält, die Gaugg bei dessen Kür unterlegen waren. Eine Neuausschreibung brächte laut Haas "locker" eine Verzögerung um zwei Monate. Krankenstand Kurzzeit-Vizegeneraldirektor und Ex-FP-Sozialsprecher Gaugg ist nach diagnostizierten "Alkoholsymptomen" am Steuer indes offiziell seit Montag in Krankenstand, sein Begehr nach einvernehmlicher Lösung seines Dienstvertrages mit der PVA "aus gesundheitlichen Gründen" wurde übrigens erfüllt. Beim Aufbau einer neuen beruflichen Existenz "anderswo", wie Gaugg-Mentor Jörg Haider sagte, darf Gaugg auf hilfreiche Unterstützung seiner "Gesinnungsgemeinschaft" hoffen. Laut Sozialminister Haupt wird die FPÖ Gaugg natürlich helfen. (nim/DER STANDARD, Printausgabe, 07.08.2002)