Diesen Sommer scheint sich in Österreich ein neuer Volkssport durchzusetzen: Wirtehauen. Weder braucht man neues G'wand dafür noch ein Extragerät. Es genügt, ein bisschen Hunger oder Durst mitzubringen, schon ist man dabei. Bei dem einen Wirt kostet das Krügerl mehr als in Schillingzeiten - poing, dem wird gleich eine aufgelegt. Der andere hat die Salzstangerln verteuert - wumms, der bekommt auch eine verbale Watsche. Beim dritten Wirt ist nicht nur die Gulaschsuppe gesalzen, sondern auch der Preis dafür - pitsch, patsch. "Großzügige" Umrechnungen Ob Tirol, Kärnten oder Wien: Beispiele von äußerst "großzügigen" Euroumrechnungen hört man im heurigen Sommer aus allen Bundesländern. Was in Schillingzeiten einen Zehner kostete, schlägt nun vielfach mit einem runden Euro zu Buche; Sachen, für die im Vorjahr ein Zwanz'ger verlangt wurde, sind jetzt kaum mehr unter zwei Euro zu haben. In alter Währung entspricht dies 27,50 Schilling, was eine Verteuerung um mehr als ein Drittel bedeutet. So ärgerlich die Preiserhöhungen im Einzelfall sind: Die Gastronomie als Ganzes hat es nicht verdient, an den Pranger gestellt zu werden. Tatsache ist, dass es schwarze Schafe in der Gastrobranche gibt, möglicherweise mehr als in anderen Berufszweigen. Vor allem in Tourismuszentren soll es Wirte geben, die nur auf das schnelle Geld aus sind und kräftig, ja unverschämt zulangen. Tatsache ist aber auch, dass viele Wirte bei den Preisen realistisch bleiben. So hat die Arbeiterkammer erhoben, dass Wiener Wirte von Jänner bis April Speisen um durchschnittlich 1,1 Prozent verteuert haben, alkoholfreie Getränke um 1,6 Prozent. Wenn jemand bereit ist, für ein Krügel 3,50 Euro zu zahlen statt anderswo 2,80 oder drei Euro, ist das sein Bier. Verlangt ein Wirt zehn Euro für ein Krügel, wird er nicht lange Wirt bleiben. (DER STANDARD, Printausgabe 7.8.2002)