Zagreb/Laibach/Wien - Der seit Jahren anhaltende Streit zwischen Kroatien und Slowenien um den Grenzverlauf in der Bucht von Piran hat sich am Dienstag erneut verschärft. Das Außenministerium in Zagreb protestierte in einer offiziellen Note scharf gegen die angebliche Verletzung kroatischer Territorialgewässer durch drei slowenische Fischerboote. Außerdem habe ein slowenisches Polizeiboot illegal im kroatischen Teil der Adriabucht operiert, hieß es nach Angaben der slowenischen Nachrichtenagentur STA in einer Erklärung des Zagreber Außenministeriums. Es komme häufig zu unerlaubtem Fischen in kroatischen Gewässern, wird in der Erklärung beklagt. Deshalb habe man die slowenischen Behörden aufgefordert, ihre Fischer auf die Einhaltung von Artikel 15 der Seerechtskonvention hinzuweisen. Die Mittellinie in der Bucht (die Grenze wurde nie festgelegt, Anm. d. Red.) sei zu respektieren. Das 20. Mal Dagegen teilte ein Vertreter der slowenischen Polizei gegenüber STA mit, dass sich die drei Fischerboote nicht in kroatischen Territorialgewässern, sondern außerhalb der Bucht von Piran aufgehalten hätten. Das slowenische Polizeiboot habe bei seiner Inspektion vielmehr festgestellt, dass sich eine kroatische Patrouille in slowenisch kontrollierten Gewässern aufgehalten habe. Dies sei heuer dies bereits 20 Mal der Fall gewesen. Die italienischsprachige Tageszeitung "La voce del popolo" (Rijeka) berichtete wiederum, dass sich die beiden slowenischen Fischerboote Montag früh bereits fünf Seemeilen in kroatischen Gewässern befunden hätten. Die Angaben der Zeitung wurden von den Fischern zurückgewiesen. Die beiden ehemaligen jugoslawischen Teilrepubliken konnten sich nach Erlangen ihrer Unabhängigkeit im Jahr 1991 bisher noch nicht auf den Grenzverlauf einigen. Hauptstreitpunkt ist die Seegrenze. Im Vorjahr parafierten die Regierungen ein Grenzabkommen, mit dem Slowenien 80 Prozent der Bucht von Piran zugesprochen und ein Zugang zu internationalen Gewässern eingeräumt wurde. Im kroatischen Parlament gibt es für dieses Abkommen allerdings keine Mehrheit. Die bilateralen Beziehungen werden durch weitere offene Fragen belastet. So konnte bisher der Besitz am gemeinsamen Atomkraftwerk Krsko nicht geregelt werden. Kroatien fordert weiters die Auszahlung von Deviseneinlagen kroatischer Sparer bei der ehemaligen Zagreber Filiale der slowenischen Ljubljanska banka. (APA)