Jerusalem - Israel hat in Belgien gegen zwei Gesetzesvorschläge protestiert, die eine Strafverfolgung von Ministerpräsident Ariel Sharon wegen der Massaker in den libanesischen Flüchtlingslagern Sabra und Shatila vor 20 Jahren doch noch ermöglichen könnten. Wie am Dienstag aus israelischen Regierungskreisen verlautete, wurde der belgische Botschafter in Tel Aviv bereits vor zwei Wochen einbestellt, um ihm die Bedenken Israels zu übermitteln. Die geplanten Gesetze würden das Verhältnis beider Länder weiter belasten, hieß es. Die Beziehungen zwischen Israel und Belgien sind gespannt, seit die belgische Staatsanwaltschaft einen Prozess gegen Sharon angeregt hatte. Ein Berufungsgericht in Brüssel entschied jedoch im Juni, dass keine Ermittlungen zu den von palästinensischen Überlebenden erhobenen Vorwürfen der Kriegsverbrechen aufgenommen werden. Da Sharon keine Verbindung zu Belgien habe, betrachte das Gericht die Klage als nicht zulässig. Gegen die Entscheidung wurde Berufung eingelegt. Prozess in Abwesenheit Eines der nun geplanten Gesetze sieht nach israelischen Angaben vor, dass mutmaßlichen Kriegsverbrechern der Prozess in Abwesenheit gemacht werden könne. Das zweite Gesetz würde es den belgischen Gerichten erlauben, Fälle zu verhandeln, die nicht vor den neuen Internationalen Strafgerichtshof gebracht werden können. Sharon war 1982 Verteidigungsminister, als in den beiden Lagern etwa 800 Palästinenser von einer mit Israel verbündeten libanesischen Miliz umgebracht wurden. Eine israelische Kommission machte ihn damals indirekt für die Massaker mit verantwortlich, was 1983 seinen Rücktritt als Verteidigungsminister zur Folge hatte. (APA/AP)