Mensch
Unterdrückte Immunabwehr schützt vor Arteriosklerose
Neue Behandlungsmethoden werden in Innsbruck entwickelt
Innsbruck - Ein internationales Team unter Führung von
Innsbrucker Forschern aus den Universitätskliniken für Neurologie und
Innere Medizin hat einen genetisch veränderten Rezeptor des
Immunsystems untersucht, der die Abwehrreaktion des Körpers dämpft
und gleichzeitig Schutz gegen Verkalkung und Verstopfung der Arterien
bietet. Die Wissenschafter erwarten von diesen Erkenntnissen Impulse
für die Entwicklung von neuen Behandlungsmethoden."Toll-like receptors"
Die genetische Variante (Polymorphismus) betrifft nach Angaben vom
Mittwoch einen von zehn Rezeptoren, die als "Toll-like receptors"
(TLRs) bekannt sind. Diese menschlichen Rezeptoren ähneln den TLRs,
die zuerst bei Insekten entdeckt wurden. Auf der Oberfläche von
Immunzellen, Herzmuskelzellen und den Zellen von Blutgefäßen ist der
TLR vom Typ 4 (TLR4) entscheidend für die Immunantwort auf
bakterielle Infektionen. Er erkennt ein spezifisches Lipid auf der
Oberfläche des Bakteriums und warnt das Immunsystem vor dem
Eindringling.
"Die genetische Variante des TLR4 scheint die Signalfähigkeit des
Rezeptors und damit die entzündliche Antwort des Immunsystems zu
vermindern. Unsere Resultate zeigen, dass die reduzierte entzündliche
Reaktion langfristig die Gefahr einer Arteriosklerose verringert,"
erklärte Univ.-Prof. Stefan Kiechl von der Universitätsklinik für
Neurologie in Innsbruck, korrespondierender Autor der Studie, die
unlängst im New England Journal of Medicine veröffentlicht wurde.
Bruneck-Studie
Die Innsbrucker Forscher wollten wissen, ob es eine Beziehung
zwischen der angeborenen Immunantwort und der Arteriosklerose gibt.
Zur Überprüfung dieser Frage wurden die Daten aus der Bruneck-Studie
herangezogen und zum TLR4 Polymorphismus in Beziehung gesetzt. Bei
der Bruneck-Studie handelt es sich um eine seit zehn Jahren
durchgeführte Langzeitbeobachtung von 1.000 gesunden Einwohnern der
Stadt Bruneck in Südtirol, die auf die Erforschung der Ursachen von
Herzinfarkt und Schlaganfall abzielt. Mit hochauflösendem Ultraschall
werden hierbei Gefäßverkalkungsvorgänge an der Halsschlagader und
anderen Arterien erfasst und beobachtet. (APA)