Europa
Tschetschenien: Zweifel am Tathergang des Anschlags
Rebellen vermuten russischen Geheimdienst als Drahtzieher
Moskau - Einen Tag nach dem schweren Terroranschlag in
der Kaukasus-Teilrepublik Tschetschenien mit elf Toten haben
russische Medien ihre Zweifel am Tathergang geäußert. Es sei
merkwürdig, dass auf dem von einem Sprengsatz getroffenen Lastwagen
nur Soldaten tschetschenischer Herkunft und keine russischen
Offiziere saßen und dass gepanzerter Begleitschutz fehlte, schrieb
die Tageszeitung "Iswestija" (Moskau) am Mittwoch. Nach offiziellen
Armeeangaben hatte die angeblich von Freischärlern gezündete Bombe am
Dienstag bei Schatoj elf Soldaten getötet und sieben verwundet. Aus Rebellenkreisen verlautete am Mittwoch im Internet, der
Anschlag sei vom russischen Geheimdienst ausgeführt worden, um ein
weiteres Vorgehen in Tschetschenien zu rechtfertigen. Die Militärs
hatten vor Anschlägen am 6. August gewarnt. An jenem Tag vor sechs
Jahren gelang Rebellen die vorübergehende Rückeroberung der
tschetschenischen Hauptstadt Grosny.
Objektive Berichterstattung unmöglich
Eine objektive Berichterstattung aus Tschetschenien ist fast
unmöglich. Die russische Führung lässt nur in Ausnahmefällen
Journalisten in das Gebiet. Menschenrechtsorganisationen werfen der
russischen Armee vor, unter dem Vorwand der Terroristenbekämpfung
auch Zivilisten auszurauben, zu entführen und zu ermorden.
Für zusätzliche Verwirrung um den angeblichen Sprengstoffanschlag
mit elf Toten und sieben Verwundeten in Schatoj hatte noch am
Dienstag ein Kommandant vom russischen Oberkommando in Grosny
gesorgt. Oberst Boris Podoprigora erwähnte anstelle der
Bombenexplosion ein "heldenhaftes Feuergefecht" mit Rebellen bei
Schatoj, bei dem lediglich vier Soldaten getötet worden seien, wie
die Agentur ITAR-TASS meldete. (APA/dpa)