Hamburg - Euro-Länder versuchen laut einem Bericht der "Zeit" zunehmend, mit Mogeleien das Ausmaß ihrer Haushaltsdefizite zu verschleiern und damit eine Befolgung des Stabilitätspaktes vorzutäuschen, demzufolge das Defizit bei öffentlichen Ausgaben drei Prozent nicht überschreiten darf. Unter Berufung auf Dokumente der EU-Kommission berichtete die Wochenzeitung am Mittwoch im voraus: "Tricksen, Schönen und Wegsehen sind Disziplinen, die inzwischen in vielen EU-Ländern geübt werden." Die EU-Kommission könne nur wenig dagegen tun, hieß es. Unter anderem berichtete das Blatt:
  • Griechenland habe künftiges Einkommen verpfändet. Die Regierenden in Athen hätten Firmen namens Atlas und Ariadne gegründet, die auf dem Luxemburger Kapitalmarkt Geld aufnähmen. Als Sicherheit dienten Einnahmen, "die der Regierung irgendwann einmal aus dem EU-Strukturfonds zustehen."

  • Italien habe die Lottoeinkünfte der Zukunft verkauft, aber die künftigen Einnahmen daraus jetzt schon verbucht. Damit sei die EU-Kommission zunächst getäuscht worden, aber "vor wenigen Wochen flog das Ganze auf". Es handle sich jedoch nicht um ein echtes Vergehen, denn bisher gebe es keine Regeln gegen solche Buchungstricks.

  • Die niederösterreichische Landesregierung habe künftige Zinseinnahmen aus 150.000 Hausbaukrediten an die Immmobilienfirma Blaue Donau verkauft und daraus 2,3 Mrd. Euro für ihren Haushalt verbucht. Es habe sich jedoch um ein Scheingeschäft gehandelt, denn die Firma habe dem Staat gehört, der damit weiter das Risiko zu tragen hatte. Die Manipulation sei ohne Not geschehen, da Österreich von einem Dreiprozentdefizit weit entfernt sei; vielmehr habe man dem Wahlvolk eine massive Senkung der Schulden präsentieren wollen.
Nur "ganz krasse Versuche" fallen auf Bei der EU fielen "nur ganz krasse Versuche auf", schreibt die Zeitung. Zum einen dürfe das statistische Amt der EU (Eurostat) in Luxemburg nur gesicherte Daten aus der Vergangenheit prüfen, aktuelle Schätzwerte müssten von der EU einfach geglaubt werden. Zudem fehle es an Personal. Abteilungsleiter Dieter Glatzel wurde mit der Erklärung zitiert: "Wir rennen immer hinterher". (APA)