Der deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder befürchtet ein Zerbrechen der internationalen Antiterrorkoalition bei einem Angriff der USA auf den Irak. Dies würde "weniger als Verteidigung" verstanden werden. Ein Krieg würde die Krise der Weltwirtschaft verschärfen. Deshalb müsse er vor einem Angriff auf den Irak warnen, sagte der SPD-Politiker am Mittwoch der Bild-Zeitung.Außenminister Joschka Fischer hält ein UN-Mandat für einen Militäreinsatz mit dem Ziel eines Regimewechsels im Irak für unwahrscheinlich. "Es fällt mir schwer, mir ein UN-Mandat zum Sturz Saddam Husseins vorzustellen", sagte der Grünen-Politiker am Mittwoch bei einer Wahlkampftour in Bremerhaven. Er befürchte, dass die Europäer die "fatalen Konsequenzen" tragen müssten, weil eine militärische Operation eine jahrzehntelange Präsenz in der Region nach sich ziehe. In der SPD regt sich unterdessen Kritik an der Haltung von Bundeskanzler und Außenminister. Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses des Bundestags, Hans-Ulrich Klose, befürchtet, dass dadurch Bemühungen eines Aufbaus einer glaubwürdigen Drohkulisse gegenüber dem Irak unterminiert werden. Klose sagte, der Kurswechsel des Kanzlers sei mit dem Wahlkampf begründet. "Als Außenpolitiker wünschte ich mir, es wäre anders." Die Formulierungen des Kanzlers entsprächen der Erwartungshaltung der Mehrheit der Bevölkerung. Laut einer am Dienstag veröffentlichten Emnid-Umfrage sind derzeit 73 Prozent gegen eine Beteiligung deutscher Soldaten an einer Irak-Intervention, laut einer Spiegel-Umfrage sogar 91 Prozent. Der stellvertretende SPD-Fraktionschef Gernot Erler vertrat jedoch die Ansicht, wenn es ein UN-Mandat gebe, müsse man eine deutsche Beteiligung prüfen. Deutsche Soldaten und Fuchs-Spürpanzer sind im Rahmen des Antiterrorfeldzuges bereits nach Kuwait verlegt worden. (DER STANDARD, Printausgabe, 8.8.2002)