Irgendjemand, womöglich der Bundeskanzler, hat vor ein paar Monaten gesagt, eine Steuersenkung gäbe es nur bei einem Wachstum von 2,5 Prozent. Davon wird nach allen wirtschaftlichen Indikatoren keine Rede sein, aber ÖVP und FPÖ tun trotzdem so, als könnte es eine nennenswerte Senkung des von dieser Regierung herbeigeführten Rekordniveaus an Steuern und Abgaben geben, und zwar in einer "ersten Etappe" per 1. Juli 2003. Davor ist allerdings noch eine Kleinigkeit zu erledigen, nämlich ein darstellbares Budget 2003. Finanzminister Grasser will zu diesem Zweck die Ermessensausgaben der Ministerien drastisch kürzen, was laut Helmut Kramer, Chef des Wirtschaftsforschungsinstitutes, eine gefährliche Kürzung von Schlüsselbereichen wie Forschung, Wissenschaft und Bildung bedeutet. Inzwischen bleibt das Finanzministerium nicht untätig: Bonusmeilen? Bonuspunkte für Handy-benutzer? Werden künftig besteuert, sofern sie dienstlich erworben und privat genutzt werden, wie der zuständige Sektionschef im STANDARD erklärt. So weit das Neueste aus dem Hause Grasser, der aber weiterhin in Propagandaversammlungen von Mittelständlern als Erlöser gefeiert wird. (DER STANDARD, Printausgabe, 8.8.2002)