Wirtschaftspolitik
Trübe Stimmung
Umfrage: Aufschwung nicht in Sicht - Stimmungsbarometer nähert sich Tiefständen vom 11. September
Linz - Die Stimmung in Österreich ist derzeit fast so trüb
wie nach den Terroranschlägen am 11. September des Vorjahres. Weder
die Bevölkerung noch die Chefs von kleinen und mittelgroßen
Unternehmen (KMU) sehen Anzeichen eines Wirtschaftsaufschwunges. Das
ist das am Freitag veröffentlichte Ergebnis von Umfragen des Linzer
Meinungsforschungsinstitutes "market". Dabei stellte sich auch
heraus, dass der überwiegende Teil der Befragten davon ausgeht, die
regierende ÖVP/FPÖ-Koalition werde die gesamte Legislaturperiode
halten, es glauben also nur wenige an vorgezogene Wahlen. "market" befragte Ende Juni die Eigentümer oder Geschäftsführer
von rund 500 KMU mit jeweils maximal 99 Beschäftigten sowie Ende Juli
rund 400 für die Gesamtbevölkerung repräsentativ ausgewählte Personen
über 18 Jahre.
Deutliche Verschlechterung
Dabei blickten 64 Prozent der KMU und 54 Prozent der erwachsenen
Bevölkerung den nächsten Monaten mit Optimismus entgegen, 24
beziehungsweise 38 Prozent mit Pessimismus, elf beziehungsweise
sieben Prozent waren unentschieden. Der Rest auf 100 Prozent machte
jeweils keine Angaben. Insgesamt eine deutliche Verschlechterung, die
von den Meinungsforschern als Reaktion auf die jüngsten
internationalen Entwicklungen - Börsenkurse, Konjunkturdaten,
Berichte über Bilanzfälschungen, Konkurse großer Unternehmen -
gesehen wird.
Das Stimmungsbarometer ist damit beinahe so tief wie bei einer
ähnlichen Umfrage im Oktober des Vorjahres - also kurz nach den
Terroranschlägen am 11. September. Damals hatten die Optimisten einen
Anteil von 47 Prozent, die Pessimisten einen von 34 Prozent und 17
Prozent waren unentschieden. Danach hatte sich die Stimmung deutlich
verbessert: Bei einer Umfrage im März 2002 waren 72 Prozent positiv
gestimmt und nur 19 Prozent negativ, bei neun Prozent
Unentschlossenen. Auf Grund dieser euphorischen Umfragewerte hatte
das "market"- Institut damals seiner Pressekonferenz am 7. März sogar
den Titel "Es geht wieder bergauf - Konjunktur in Sicht !" gegeben.
Die wirtschaftliche Lage werde nach Einschätzung von 51 Prozent
der erwachsenen Österreicher in den nächsten Monaten stabil bleiben,
22 Prozent rechnen mit einer Verbesserung, 24 Prozent mit einer
Verschlechterung. Bei den Firmenchefs lauten die entsprechenden
Prozentzahlen 56 zu 21 zu 21.
An vorgezogene Wahlen glauben nur wenige
Bei der Frage zur politischen Lage fanden die Meinungsforscher
heraus, dass die Österreicher zunehmend glauben, die Koalition aus
ÖVP und FPÖ werde die gesamte Legislaturperiode durchhalten. Derzeit
sind 81 Prozent davon überzeugt, im vergangenen März waren es 74
Prozent, im Oktober des Vorjahres 71 Prozent. Über den gesamten Zeitraum blieb die Zufriedenheit mit der Arbeit
Regierung ziemlich gleich: Durchschnittsnote derzeit 3,16. Zwei
Prozent vergaben einen "Einser", 19 Prozent die Note 2. Für 47
Prozent entsprach die Leistung der Regierung der Note 3, für 21
Prozent der Note 4 und neun Prozent entschieden sich für die Note 5. (APA)