Ökologie
Verzweiflung bei den Betrieben
Brauerei Zwettl hat kein sauberes Wasser für Bierproduktion - Kleinere Firmen in ihrer Existenz bedroht
ett Linz - "Wir sind verzweifelt, wie wissen nicht, wie es
weitergehen soll" - so schilderten die Chefs zahlreicher Firmen am
Freitag die Situation nach der "Sintflut" vor allem im Bezirk Perg im
Mühlviertel. Kleinere Firmen sind sogar in ihrer Existenz bedroht.Kommunikation lahm gelegt
Aber auch große Unternehmen wie der Logistikkonzern Hödlmayr
International AG und der weltweit tätige Maschinenbauer Engel sind
massiv von den Folgen des Hochwassers betroffen.
Bei Hödlmayr wurde, so teilte das Unternehmen mit, die gesamte
Kommunikation lahm gelegt. Mehr als 4.000 am Betriebsgelände
abgestellte neue Pkw und Lastkraftwagen "versanken" mehr oder minder
in den Wassermassen. Der Schaden allein an diesen Fahrzeugen sei noch
nicht abschätzbar so Hödlmayr-Sprecher Robert Gruber, "es
hängt davon ab, ob nur die Innenausstattung unter dem Wasser gelitten
hat oder ob auch der Motorraum betroffen ist".
Mit Lieferverzögerungen ist zu rechnen
Man werde zwar alles tun, um den Betrieb so rasch wie möglich
wieder in Gang zu bringen - man hofft, bereits am Samstag so
weit zu sein - Lieferverzögerungen bei den Autos werden aber nicht zu
verhindern sein, so Gruber. Hödlmayr wird seine Firmenzentrale aus
dem beschädigten Gebäude in ein Ausweichquartier verlagern. Die
Schäden seien durch umfassende Versicherungen gedeckt.
Schäden bei Autohändlern und Stahlbauunternehmen
Wenig Informationen gab es am Freitagvormittag noch von der Firma
Engel, da alle Telefonleitungen gestört waren. Jedenfalls wurde auch
bei Engel die gesamte Firmenanlage schwer in Mitleidenschaft gezogen.
Laut Feuerwehr würde das Engel-Werksgelände frühestens am
Freitagnachmittag erstmals wieder zugänglich sein.
Arg betroffen vom Hochwasser sind auch eine Reihe von Firmen -
unter anderem mehrere Autohändler und ein Stahlbauunternehmen - im
"Industriezentrum" von Mauthausen. Es handelt sich zum Teil um
Firmen, die erst vor kurzem umfangreiche Investitionen und
Erneuerungen durchgeführt haben. "Leider sind manche nicht gegen
Hochwasser versichert, da man nicht mit so einer Katastrophe,
ausgelöst durch den Aist-Fluss, gerechnet hat", so ein Sprecher der
Wirtschaftskammer Perg, wo derzeit die ersten Schadensmeldungen
einlaufen. Gerade diese Betriebe seien jetzt in ihrer Existenz
gefährdet.
Strassen und Brücken Reperaturen haben Vorrang
Die Bezirkshauptmannschaft Perg hat am Freitag einen "Krisenstab"
eingerichtet, dem nicht nur die Einsatzkräfte sondern auch Fachleute
für den "Wiederaufbau" angehören, etwa Statiker und Bauexperten. "Wir
müssen so rasch wie möglich die Straßen und Brücken zumindest wieder
provisorisch benützbar machen", sagte Herbert Wimmer, der Chef des
Krisenstabes. Am Freitagmittag trafen auch Panzer und Bergefahrzeuge
des Bundesheeres aus Hörsching in Schwertberg ein. 135 Mann werden
bei den Aufräumungsarbeiten eingesetzt.
Zwettler Brauerei schwer beschädigt
Schwere Schäden hat das Hochwasser des Kamp auch in
der Zwettler Brauerei verursacht. Die Produktionsanlagen - allesamt
mit empfindlicher Computertechnik ausgestattet - stehen komplett
unter Wasser. "Wir wissen derzeit noch nicht, wie und wann es
weitergehen soll", zeigte sich Rudolf Bamberger, Leiter der
Marketingabteilung des Biererzeugers, von der Katastrophe betroffen.
"Die Brauerei war vom Hochwasser quasi eingekesselt, da neben dem
Kamp auch noch die Sierning direkt an uns vorbei fließt."
Es gibt kein Wasser zum Brauen
"Wir haben zwar Vorräte lagernd, aber ich habe keine Ahnung, wann
wir wieder produzieren werden können", so Bamberger. Die Zerstörung
durch die Fluten hat am Werksgelände enorme Ausmaße angenommen: Das
Brunnenschutzgebiet ist überschwemmt, daher gibt es kein Wasser zum
Brauen. Das "alte Zwettler Brauhaus", das als Sudhaus in Verwendung
steht und erst seit kurzem in neuem Glanz erstrahlte, wurde schwer in
Mitleidenschaft gezogen.
"Derzeit sind wir immer noch mit Auspumparbeiten beschäftigt. Erst
danach können die Techniker an die Produktionsmaschinen heran. Der
Gesamtschaden beträgt mit Sicherheit mehrere Millionen Euro",
schätzte Bamberger im APA-Gespräch. Zuletzt wurde die Zwettler
Brauerei im Jahr 1959 von einer ähnlichen Flutkatastrophe
heimgesucht. "Aber damals waren die Geräte noch nicht so hoch
entwickelt und daher auch nicht dermaßen empfindlich", verglich der
Leiter des Zwettler Bier-Marketings. (APA)