Der öffentlich-rechtliche ungarische Sender MTV soll staatliche Gelder in Milliardenhöhe verschleudert haben. In einer Pressekonferenz forderte daher der Geschäftsführer des mitregierenden liberalen Bundes Freier Demokraten (SZDSU), Ivan Petö, die sofortige Einschaltung der Gerichte. So habe der mittlerweile zurückgetretene MTV-Intendant Karoly Mendreczky noch kurz nach den Parlamentswahlen im Mai die Verträge von 15 Mitarbeitern, die den Sender mittlerweile einvernehmlich verlassen haben, zum Schaden des Unternehmens abgeändert. Demnach erhielt der ehemalige Nachrichtendirektor Peter Csermely bei seinem Ausscheiden von MTV eine Abfindung von 23 Millionen Forint (94.012 Euro), die Kultur-Chefin Eva Rer ging mit 20 Millionen Forint. Weiters zahlte MTV 1,4 Milliarden Forint an die Produktionsfirmen Profilm und Filmex. Diese Firmen gehören Laszlo Vitezy, der in engem Kontakt zum ehemaligen Ministerpräsident Viktor Orban gestanden sein soll. 1,4 Milliarden Forint gingen aber auch an den "persönlichen Kameramann" von Orban, Csaba Kael, sowie an den Orban-Imageberater Andras Wermer und dessen Firma "Ezüsthajo GmbH". Petö betonte, der SZDSZ sei bereit, eine "formelle Anzeige" zu erstatten. Er erwarte jedoch von der Staatsanwaltschaft, dass diese aufgrund der vorliegenden Dokumente die nötigen Schritte einleite. Das öffentlich-rechtliche Fernsehen galt bisher unter jeder Regierung als Sprachrohr der Herrschenden. Das ist einer der Gründe, warum sein Marktanteil mittlerweile weit hinter die Privaten zurückgefallen ist. (APA)