International
Japan: Angst vor Spitzelstaat
Zentraldatenbank gestartet, erste Panne: Persönliche Angaben von knapp 2600 Bürgern wurden an falsche Haushalte geschickt
Tokio - "Nein zum Spitzelstaat", "Stoppt das Erfassungssystem oder fahrt zur
Hölle" - der Widerstand japanischer Datenschützer gegen das "Jukinet", eine zentrale Datenbank für Bürgerdaten, hält unvermindert an.
Die Kritiker fürchten um die
Sicherheit ihrer persönlichen Daten und werfen der
japanischen Regierung vor,
mit der zentralen Online-Erfassung in alte militaristische Kontrollmechanismen
zurückzufallen.
Dabei hatte die Regierung
den Zentralrechner als einen
der wichtigsten Schritte zu
einer modernen Verwaltung
angepriesen. Statt wie bisher
Name, Adresse, Geschlecht
und Geburtsdatum separat bei lokalen Behörden zu
speichern, wird jeder Japaner als elfstellige Nummer
zentral registriert. Mehr als
100 Millionen Euro an Verwaltungskosten sollen so
eingespart werden.
Doch nur zwei Tage nach
dem Start zu Beginn der Woche gab es bereits die erste
Datenpanne. Persönliche
Angaben von knapp 2600
Bürgern wurden an falsche
Haushalte in der Stadt Moriguchi geschickt.
Konsequenzen zog bereits
die zweitgrößte Stadt Yokohama. Der junge Bürgermeister Hiroshi Nakada (37) verfügte, dass die Online-Erfassung nur auf freiwilliger Basis durchgeführt werden
darf. Seither haben die
zuständigen Schalterbeamten wenig zu tun.(André Kunz/DER STANDARD, Printausgabe, 10.8.2002)