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Ein "woolly pig"

Foto: Reuters/HERWIG PRAMMER
Kopenhagen - Eine "Invasion deutscher Wildschweine" hat der dänische Rundfunk seinen Hörern dieser Tage in den Nachrichten mehrfach und in großer Aufmachung angekün-digt. Die Borstentiere hätten bereits den Nordostsee-Kanal durchquert und seien nur noch 50 Kilometer von der deutsch-dänischen Grenze entfernt. Wildschweine wurden Anfang des 19. Jahrhunderts in Dänemark ausgerottet und sind seitdem nur in Zoos oder Gehegen zu sehen. Während Umweltschützer und Biologen mit begeisterten Äußerungen auf die Vermehrung der Artenvielfalt reagierten, kündigte der Verband der Schweinezüchter sofort massive Gegenmaßnahmen an. Er will die Wildschwein-Invasion durch deutsche Jäger noch vor der Grenze bremsen lassen. Über Anzeigen in norddeutschen Zeitungen werde eine Abschussprämie ausgesetzt: 250 Euro für jedes Wildschwein, das zwischen dem Nordostsee-Kanal und der Grenze nach Dänemark erlegt wird. Verbandspräsident Per Bach Laursen begründete die Maßnahme mit der Furcht der Bauern vor einer Einschleppung der Schweinepest. Als Ende der 90er-Jahre eine aus Gehegen ausgebrochene Wild-schweinfamilie in Jütland in freier Wildbahn gesichtet wurde, musste der damalige Umweltminister Svend Auken auf massiven Druck der Agrarverbände den Abschuss genehmigen. In Dänemark mit seinen 5,5 Millionen Einwohnern verfügt die vorwiegend industriell geführte Schweinezucht über einen Bestand von zwölf Millionen Tieren. (DER STANDARD, Printausgabe 10./11.08.2002)