Ökologie
Albtraumsommer in weiten Teilen Europas
Starke Niederschläge in Italien, Deutschland und Großbritannien...
München/Rom/Madrid - Der Albtraumsommer geht in großen
Teilen Europas weiter: Temperaturstürze, Hagelschauer und brusthohes
Wasser auf den Straßen. "Herbstwetter" begleitet von schweren
Sturmböen und massivem Regen suchte nicht nur Österreich, sondern
auch Teile Deutschlands, Italiens und die Ferieninsel Mallorca heim.Zahl der Flutopfer stieg weiter
Die Zahl der Flutopfer stieg weiter: Mehr als 60 Menschen kamen
bei Unwettern ums Leben, die meisten davon in Südrussland, wo
Sturzfluten am vergangenen Donnerstag eine ganze Feriensiedlung ins
Meer spülten. In Tschechien bargen die Helfer ein fünftes Opfer aus
den Fluten. "Das Wetter in diesem Jahr ist nicht mehr normal", sagte
Jurik Müller vom Deutschen Wetterdienst in Halle.
Leere Strände
Am Wochenende gab es in Südeuropa nicht nur überflutete Häuser und
verschlammte Straßen, sondern auch schlechte Stimmung. Strände und
Uferpromenaden blieben menschenleer, Touristen flüchteten in ihre
Unterkünfte.
Deutschland: 80 Liter Wasser pro Quadratmeter
In Deutschland setzen starke Regengüsse in der Nacht zum Sonntag
vor allem Süddeutschland und dem niedersächsischen Harzrand schwer
zu, teilweise gingen bis zu 80 Liter Wasser pro Quadratmeter nieder.
Die heftigen Unwetter in Deutschland forderten ein Todesopfer - ein
31-jähriger Fahrer eines Rot-Kreuz-Wagens kam bei einem Unfall auf
einer überfluteten Straße in Niedersachsen ums Leben.
Regionalzug wurde von einem Blitz getroffen
Nach massivem Regen in Teilen Oberbayerns und Schwabens liefen die
Wassermassen zum Teil durch Fenster in die Häuser und in einigen
Ortschaften stand das Wasser brusthoch in den Straßen. Im südlichen
Sachsen-Anhalt schlugen bei starkem Regenfall etliche Blitze ein. Ein
Regionalzug wurde von einem Blitz getroffen, die Oberleitung wurde
beschädigt. Das Hochwasser der Elbe blieb weitgehend konstant, in
Dresden betrug der Wasserstand 5,58 Meter, das Terrassenufer in der
Innenstadt blieb gesperrt.
Italien: 120 Liter Regen pro Quadratmeter
Weiter südlich trafen die Unwetter die Menschen noch härter: In
Nord- und Mittelitalien fielen am Samstag innerhalb weniger Stunden
bis zu 120 Liter Regen pro Quadratmeter. In Piemont und im Aostatal
traten zahlreiche Wasserläufe über die Ufer, auf den Bergen fiel bis
2.000 Meter herab Schnee. Einige Passstraßen waren deshalb
unpassierbar. Menschen kamen nicht zu Schaden.
Operationssäale in Rom unter Wasser
In Rom hieß es am Samstagabend "Land unter", als heftige Gewitter
teilweise mit Hagel für mehrere Stunden die Ewige Stadt heimsuchten.
Zwei Krankenhäuser wurden von den Wassermassen lahm gelegt. An der
Adria und an den Küstenorten Liguriens, der Toskana und des Latiums
mussten sich viele Urlauber in Sicherheit bringen. Am Sonntag
beruhigte sich die Lage in Nord- und Mittelitalien, während sich die
Unwetterfront nach Süditalien verlagerte. Erst ab Montag oder
Dienstag sei mit einer Rückkehr des Sommers zu rechnen, sagten
Meteorologen.
Herbstwetter in Spanien
Nach den Stürmen im Nordosten Spaniens beruhigte sich das Wetter
am Sonntag leicht. An der Costa Brava und anderen Teilen der
Mittelmeerküste herrschte am Samstag mit Wind und Schauern ein
typisches Herbstwetter. Die Temperaturen fielen um bis zu zehn Grad.
In der Gegend von Barcelona wurde es kaum wärmer als 20 Grad.
Hagelschauer verwandelten die Straßen zeitweise in glitschige
Rutschbahnen. In den Pyrenäen fiel oberhalb von 2000 Metern Schnee.
"Ballermann" auf MAllorca kniehoch unter Wasser
Auf Mallorca war in der Urlauberhochburg S'Arenal um die bekannte
Strandbar "Ballermann" die Strandpromenade überschwemmt. Touristen
wateten bis zu den Knien durch das Wasser. Am stärksten waren die
Kleinstädte Llucmajor und Felanitx östlich der Inselhauptstadt Palma
betroffen. In Tausenden Wohnungen brachen Strom- und Telefonleitungen
zusammen. In Llucmajor fielen 72 Liter Regen pro Quadratmeter.
Menschen kamen bei den Unwettern nicht zu Schaden.
Katastrophe in Südrussland
Unterdessen nahm an der südrussischen Schwarzmeerküste die Zahl
der Flutopfer nach den sintflutartigen Regenfällen vom vergangen
Donnerstag weiter zu. Bis zum Sonntagmittag bargen Rettungskräfte
insgesamt 58 Leichen von Urlaubern und Anwohnern aus Häusertrümmern
oder aus dem Wasser. Bei Noworossijsk fanden Helfer den Leichnam
eines Mädchens (12) in einer Flussmündung. Dutzende Menschen wurden
weiter vermisst. (APA)