Wirtschaft
EU-Kommission will deutsche Zementhersteller überprüfen
Milliardenbuße wegen Preis- und Produktionsabsprachen drohen
Berlin - Neben Bußgeldern der nationalen
Wettbewerbsbehörde droht den deutschen Zementherstellern nach einem
Zeitungsbericht möglicherweise auch ein EU-Strafverfahren. Nach Informationen der Tageszeitung "Die Welt" (Montagsausgabe)
will die EU-Kommission mit weiteren Prüfverfahren gegen Absprachen
über Preise, Produktionsmengen und Absatzgebiete in der europäischen
Zementbranche vorgehen. Für die Untersuchungen sollen die Ergebnisse
des deutschen Kartellamtes als Grundlage dienen. Falls nötig würden
tiefer gehende Verfahren auf europäischer Ebene durchgeführt, habe es
aus Brüssel geheißen. "Wir gehen dem Verdacht nach, dass es nicht nur
auf dem deutschen Markt sondern auch in Teilen der Europäischen Union
entsprechende Absprachen gegeben haben soll", zitierte die Zeitung
einen Mitarbeiter der Brüsseler Wettbewerbsbehörde.
Bußgelder in Milliardenhöhe drohen
Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" hatte in ihrer
Samstagsausgabe berichtet, den deutschen Zementherstellern drohten
wegen verbotener Preis- und Quotenabsprachen Bußgelder in
Milliardenhöhe. Durchsuchungen des Bundeskartellamts bei 30
Zementunternehmen im Juli hätten offenbar Listen zu Tage gefördert,
die eine jahrzehntelange Kartellierung der Branche nach Quoten und
Regionen belegten.
Der zuständige Beschlussabteilungsleiter des Bundeskartellamts,
Andreas Knochenhauer, sagte der Zeitung, eine Reihe von Unternehmen
müsse schon in Kürze mit hohen Bußgeldern rechnen. Im Einzelfall
werde voraussichtlich eine dreistellige Millionenhöhe erreicht,
insgesamt auf jeden Fall ein Milliarden-Euro-Betrag. Die bisher
höchste Geldstrafe von 190 Mill. Euro hatte die Behörde im Jahr 2000
gegen Transportbetonhersteller verhängt. In die verbotenen Absprachen
über Absatzmengen der Zementhersteller sei offenbar nicht nur die
gesamte deutsche Zementindustrie verwickelt. Auch andere Unternehmen
der Baustoffindustrie hätten sich beteiligt, hatte Knochenhauer
gesagt.
Die drei wichtigsten Zement-Produzenten in Deutschland,
Dyckerhoff, HeidelbergCement und Readymix, hatten die Vorwürfe nach
den Durchsuchungen im Juli zurückgewiesen. (APA/Reuters)