New York - Auch nach mehr als zwei Jahren mit fallenden Kursen erwarten US-Anleger weitere Verluste an den Börsen. Leerverkäufe machten im Juli 2,1 Prozent des gesamten Handelsvolumens an der New Yorker Börse aus. Das ist der zweithöchste Wert nach 2,2 Prozent, die im Juni erreicht wurden.

Im Juli wurde in New York die Rekordzahl von 7,55 Mrd. Aktien leer verkauft. Das ist mehr als doppelt so viel wie vor fünf Jahren, berichtet die New York Stock Exchange. Bei einem Leerverkauf setzt ein Investor auf fallende Kurse. Er leiht sich Aktien und verkauft sie am Markt in der Hoffnung, sie später zu niedrigeren Kursen zurückkaufen zu können. Starkes Misstrauen gegen Aktien

Der Anstieg der Leerverkäufe signalisiere ein starkes Misstrauen gegen Aktien, sagen Experten. In der Baisse sind bereits 7,1 Billionen Dollar (7,334 Bio. Euro) an Marktwert vernichtet worden. Erhöht haben Anleger ihre Leerpositionen bei der Versicherung American International, dem Versicherungsmakler Marsh & McLennan Cos, und Konsumgüterproduzenten wie Sara Lee.

Bei dem Energiekonzern Dynegy, dessen Aktie seit Jahresbeginn 93 Prozent eingebrochen ist, hat sich das Volumen der Leerverkäufe in den vergangenen beiden Monaten mehr als verdoppelt. Die Leerpositionen drücken zwar die Börsenindizes nach unten, verstärken aber kurzlebige Rallyes. Jeder Kursgewinn löst einen Run von Investoren auf Aktien aus, die sie leer verkauft haben. Dadurch steigt der Kurs noch weiter nach oben. (DerStandard, Printausgabe, 12.08.2002)