Am Donnerstag, dem Tag, an dem der Generalsekretär der Arabischen Liga, Amr Moussa, dem STANDARD sagte, dass seiner Ansicht nach der Irak in der Frage der UNO-Waffeninspektoren einlenken würde, spielte Saddam Hussein in seiner (aufgezeichneten) Rede an die Nation noch den wilden Mann. Aus Bagdad wurde berichtet, dass die Menschen danach ausströmten, um sich mit Lebensmittel und Benzin einzudecken. Aber am selben Tag teilte Saddam - darf man George Galloway, einem britischen Labour-Abgeordneten mit einem Herz für Diktatoren, glauben - diesem auch schon mit, dass er "alle UNO-Resolutionen bezüglich Irak umsetzen und ohne Behinderung Waffeninspektoren zulassen" will. Jetzt wird's spannend. Dass Saddam den UNO-Abrüstern die Rückkehr verweigert, ist bisher der einzige völkerrechtlich irgendwie relevante Grund für einen US-Waffengang gegen den Irak - indem man sich auf die unter Kapitel sieben (das Gewalt bei Nichterfüllung vorsieht) beschlossenen UNO-Resolutionen nach dem Golfkrieg beruft, die eine Entwaffnung des Irak verlangen. Gleichzeitig haben die US-Hardliner immer betont, dass sie ein irakisches Einlenken nur als Manöver betrachten und ihre Umsturzpläne auf alle Fälle weiter betreiben würden. Aber angesichts der Stimmung in Europa, jedoch teilweise auch in den USA - wo zuletzt der republikanische Mehrheitsführer im Haus, Dick Armey, auf das völkerrechtlich dünne Eis hingewiesen hat, auf das sich die USA mit einem "unprovozierten" Angriff begeben würden - ist es so unwahrscheinlich nicht, dass sich Saddam von einer scheinbaren oder echten Kooperation mit der UNO trotzdem etwas verspricht. Schon werden in den USA Rufe laut, dass man die Bedingungen für den Irak weiter hinaufschrauben - unerfüllbar machen - müsste: Das wäre zwar UN-rechtlich nicht gedeckt, aber wann hat sich Washington je um den guten Ruf der Vereinten Nationen geschert? (DER STANDARD, Printausgabe, 12.08.2002)