Athen - Exakt am 13. August 2004 werden wohl die Olympischen Sommerspiele in Athen beginnen, obwohl es momentan nicht danach ausschaut. Das Organisationskomitee (Athoc) gesteht große Probleme ein.

Die harte Kritik des IOC ist nur deshalb verstummt, weil man nicht noch mehr Öl ins Feuer gießen möchte. "Der Zeitpunkt für die Absage ist längst verpasst", sagt ein Mitglied der IOC-Führungsriege. IOC-Chefinspekteur Denis Oswald wiederholt gebetsmühlenartig: "Die Spiele werden ein Erfolg, aber wir dürfen keinen Tag mehr verlieren."

Die ersten Tests beginnen am Freitag und spiegeln das Dilemma wider. 400 Segler aus aller Welt sind gemeldet, doch von den Wettkampfanlagen ist nur das Meer vorhanden. Athoc hat seine 700 Helfer zurückgezogen und die Organisation dem nationalen Verband überlassen.

1997 hatte das IOC die Spiele an Athen vergeben, weil man wegen 1996 ein schlechtes Gewissen hatte, als die "Jahrhundertspiele" nicht im Geburtsland stattfanden, sondern in Atlanta. Im Frühjahr 2000 zückte der damalige IOC-Präsident Juan Antonio Samaranch die "gelbe Karte". Zur neuen Athoc-Chefin wurde die Milliardärsgattin Janna Angelopoulos-Daskalakis ernannt. Das Klima verbesserte sich, die Probleme blieben. Mit zahlreichen Wettkampfstätten ist man in Verzug. Dies beginnt mit dem historischen Panathinaikon-Stadion von 1896 (Bogenschießen) und endet mit der Marathonstrecke, "obwohl deren Verlauf doch seit 2500 Jahren bekannt ist", wie ein Parlamentarier sarkastisch anmerkte. Grund für die Verzögerung sind in den meisten Fällen Einsprüche von Anwohnern, die lange Prozesse vor Gericht einleiteten. Das gilt auch für den Bau einer Straßenbahn über 41 km vom Zentrum an die Küste.

Der Etat für die Spiele liegt bei zwei Milliarden Euro (ohne Infrastruktur). Die Finanzen sind das geringste Problem, das nationale Sponsorenprogramm erweist sich als erfolgreich. Trotzdem wurde der Neubau mehrerer Sporthallen gestrichen, weil man Zeit sparen will - und das Geld schon an anderer Stelle verplant hat. Der Hellikon-Komplex konnte nicht begonnen werden, weil der dortige Flughafen von einer anderen Behörde nicht rechtzeitig geschlossen wurde. 60.000 freiwillige Helfer werden gesucht, erst 25.000 Bewerbungen liegen vor. Noch immer fehlen Tausende von Hotelzimmern. Da scheint es fast weise Vorsehung gewesen zu sein, dass Athen nur 4,5 Millionen Tickets anbietet, die Hälfte von Sydney 2000. (red, DER STANDARD, Printausgabe, 13.08.2002)