"Fünfzehn Jahre Haft für Indianerspielen im Wald - nein, danke!" Der Briefbombenattentäter Franz Fuchs schrie viele Parolen, um seinen eigenen Prozess zu boykottieren. Unter anderem auch diese, mit der er sich auf die hohe Haftstrafe eines wegen Wiederbetätigung verurteilten Politikersohnes bezog. Kaum noch jemand erinnert sich an diese Parole. Außer in rechtsextremen Kreisen, in denen der Bombenattentäter aus Gralla deswegen hohe Sympathiewerte erntete. Fuchs war weder ein alter Neonazi noch ein junger Rechtsradikaler.Sein nationales Hirngespinst wurde unter anderem durch das mit extrem fremdenfeindlichem Unterton geführte Ausländervolksbegehren der FPÖ Anfang der 90er-Jahre verdichtet. Die Verharmlosung nationalistischer Ansichten wurde wieder gesellschaftsfähig, der braune Gatsch wieder tief. Wie damals stehen die Zeichen heute wieder auf Verharmlosung: Ein einfaches Mitglied einer Regierungspartei trifft privat extrem rechte Gesprächspartner. Ein Anwalt des Volkes wägt die Naziherrschaft gegen die Besatzungszeit ab. Rechtsradikale ziehen unbehelligt mit Hitlergruß durch Wien. Dass jetzt eine mutmaßliche Untergrundorganisation bewaffneter Rechtsextremer ausgehoben wurde, darf als Glücksfall bezeichnet werden. Das sichergestellte Waffenmaterial müssten sogar den üblichen Verteidigern der "bleden Buam" den Wind aus den beschwichtigenden Segeln nehmen. Diesmal haben die Handschellen gerade rechtzeitig geklickt. Diesmal. Franz Fuchs' Forderung wurde übrigens erfüllt. Die 15 Jahre Haft für seinen Parolenschützling wurden später in acht umgewandelt, nach fünf Jahren wurde der ehemals rechte Wehrsportler, der Kameraden das richtige Halsdurchschneiden gelehrt hatte, vorzeitig entlassen. (DER STANDARD Print-Ausgabe, 13.8.2002)