Bild nicht mehr verfügbar.

Norman Mailer

Foto: epa/Montage/derStandard.at

Ende September kommt US-Schriftsteller Norman Mailer nach Wien. Nebensächlich, um etwas vorzulesen, hauptsächlich hat die Wien-Visite des zweifachen Pulitzer-Preisträgers noch einen anderen Hintergrund: ein Treffen mit Zeitungs-Zar Hans Dichand.

Dazu wird Lesern dieser Kolumne sofort einfallen, dass der Zeitungs-Zar seit Jahren daran arbeitet, sein Lebenswerk mit einem Sisi-Film zu krönen, wofür er auch ein Drehbuch verfasst hat. Selbstkritisch, wie er ist, wollte er vor Drehbeginn sein Werk einer stilistisch kompetenten Person zur Durchsicht anvertrauen und ist dabei unter unverständlicher Umgehung von Günther Nenning, immerhin Autor des Bauernmanifests, auf den Autor von "Die Nackten und die Toten" gekommen.

Alle paar Monate wurde einem da und dort, auch in der "Kronen Zeitung", bedeutet, Norman Mailer schleife und schleife an Hans Dichand, nun plötzlich heißt es in "profil": Mailer verlieh dessen Drehbuch zum lange geplanten Sisi-Film vor Jahr und Tag den letzten Schliff. Da fragt man sich doch, warum diese Wunderwaffe gegen das Kinosterben nicht längst ausgeliefert ist. Aber jetzt kann es sich nur noch um Jahre handeln. Vielleicht kann Dichand im September endlich in die Zielgerade gehen: "Diese Woche", sagt er, "kommt der frankokanadische Regisseur Christian Duguay ("Art of War") zu Gesprächen über das Elisabeth-Projekt nach Wien." Täuscht die Geschäftigkeit - oder bleibt uns wirklich nichts erspart?

Aber Sisi ist nicht das einzige Projekt, das Dichand zur Zeit laufen hat, da gibt es auch noch den Karl-Heinz, laut Selbstbeschreibung: willensstark, ehrlich, tolerant, mit Konsequenz als größter Stärke. Weil er sich wie der "Krone"-Boss zurzeit nur schlecht mit FP-Boss Jörg Haider, aber ausgezeichnet (ja, natürlich!) mit Billa-Boss Veit Schalle versteht, wurde er im Sonntagsblatt gleich zweimal abgefeiert, einmal im Bild der Woche in der Farbbeilage - Auf dem Gipfel des Erfolges, genauer gesagt mit dem Billa-Generaldirektor und Gleichgesinnten auf dem des Großglockners -, etwas skeptischer dann im Hauptblatt in einem doppelseitigen Interview mit nur vier Grasser-Fotos: Macht es Ihnen noch Spaß?

Die messerscharfen Fragen von Frau Conny Bischofberger ergaben zunächst, dass das Bild der Woche vier Wochen alt war. Nach seiner Forderung, die Politiker sollten nicht so viel Urlaub machen, ist Grasser nicht nur selber nach Griechenland abgedüst, sondern er gestand auch: Vor einem Monat erst war ich auf dem Großglockner. Im Übrigen ist er nur missverstanden worden. Was ich bemängelt habe, ist die Tatsache, dass das Parlament im Sommer für zwei Monate einfach zusperrt! Ich halte das für ein monarchistisches Relikt. Und das in der Zweiten Republik!

Mit dem Parlament kennt er sich gut aus, hat er doch, kaum Minister, sofort erkannt, dass es sich dabei um nichts anderes als um "Theater" handelt. Und nun soll dort auch noch Sommertheater gespielt werden! Unabhängig davon, ob einzelne Abgeordnete auf Urlaub sind, muss es doch auch im Sommer möglich sein, Gesetzesbeschlüsse zu fassen! Recht so! Dann treiben sich die einzelnen Abgeordneten wenigstens nicht auf Beachvolleyball-Festen herum. Aber die wollen davon nichts wissen. Ich war erstaunt, dass sich da einzelne Politiker persönlich angesprochen gefühlt haben. Ich wollte eine Diskussion in Gang setzen, aber mit der Durchsetzung schaut 's ehrlich gesagt nicht so gut aus . . .

Na ja, vielleicht klappt 's das nächste Mal mit der Grasserschen Parlamentsreform. Wenn er nur nicht vorher zusammenklappt. Denn auf die Feststellung, also sind Sie anschließend gleich selber in den Urlaub abgedüst, musste er einbekennen: Wer ein ganzes Jahr lang engagiert im Beruf arbeitet, der ist irgendwann ausgebrannt. Das muss man verstehen, der Mann ist immerhin schon 33 Jahre alt, wirkt aber dafür, dass er ein ganzes Jahr lang engagiert im Beruf gearbeitet hat, noch ziemlich rüstig.

Da war die bange Frage nicht unangebracht: Für Ihre Freundin blieb hoffentlich auch noch Zeit. Für einen Ausgebrannten war die Antwort nicht schlecht. Meine Lebensgefährtin und ich haben uns sehr innig ausgetauscht. Und der Engel der Ausgebrannten, Frau Dr. Gerti Senger, hätte es nicht schöner sagen können: So ein Urlaub ist eine gute Gelegenheit, an der Beziehung, die doch sehr von Zeitmangel belastet ist, zu arbeiten. Beruf oder Urlaub - man hat nichts wie Arbeit.

Wenigstens Hiobsbotschaften aus der FPÖ konnte er sich vom Leibe halten. Meldete das Handy: "Haider trifft Vlaams Blok!", war sein erster Gedanke: Schnell löschen. Schwer, aber doch immer wieder kann ihn Haider überraschen. Dass Jörg Haider sich jetzt mit Europas Rechten auf ein Packel haut, hat ihn z. B. überrascht, sehr . . . Negativ natürlich. Und nachdem er dem Boss über die "Krone" ausgerichtet hat, was er davon hält: Ich werde ihm allerdings nicht über die Zeitung ausrichten lassen, was ich davon halte. Man weiß schließlich, was sich gehört.

(DER STANDARD, Print-Ausgabe vom 13.8.2002)