Italienische Experten warnen vor den Folgen eines
"Online-Entzugs", der in den Sommerwochen zahlreiche Web-Fans
ergreift.1,5 Millionen Italiener haben laut einer Studie der
römischen Universität La Sapienza im Urlaub keinen Zugang zu ihren
Geräten. "Aus unserer Studie geht hervor, dass sich viele unserer
Patienten, die sich während des Sommerurlaubs vom PC trennen müssen,
verloren fühlen. Viele suchen sich sogar Urlaubsorte aus, wo sie
sicher sind, online gehen zu können", so der Psychiater Tonino
Cantelmi.
Die "Suchtkarriere"
Die "Suchtkarriere" beginnt nach Angaben des Psychiaters wie
andere Abhängigkeiten auch: Die Kranken wenden dem Internet immer
mehr Zeit und Energie zu, ohne jedoch eine wirkliche Befriedigung zu
erreichen. Die Patienten verlieren nach und nach die Kontrolle über
ihr Verhalten. Laut Cantelmi gibt es u.a. "Informationssüchtige", die
stets über die Weltgeschehnisse informiert werden wollen. "Sie
brauchen das Internet, um im Detail über die Ereignisse in der Welt
Bescheid zu wissen. Sie suchen auch nach den nutzlosesten
Informationen", so der Psychiater. Und zwischen 20.000 und 40.000
Italiener sind von der Pornografie im Internet abhängig.
Mann, 30 Jahre und hohes Ausbildungsniveau
Der Internet-Süchtige ist statistisch gesehen ein Mann um die 30
mit hohem Ausbildungsniveau. Oft sei die Sucht gekoppelt mit einem
schwachen Selbstwertgefühl und Persönlichkeitsstörungen, betonte
Catelmi. Auch Frauen werden "angesteckt": Sie suchen im Internet den
Märchenprinzen oder einfach nur einen Freund.
"Zahl der Süchtigen wird steigen"
"In der Zukunft wird die Zahl der Internet-Süchtigen steigen.
Mehr Menschen werden vom Internet abhängig sein als von Drogen wie
Heroin", so der Psychiater. Häufiges Verlangen, sich ins Internet
einzuloggen, längeres "Online-Sein" als beabsichtigt sowie ein
Nachlassen der Arbeitsfähigkeit sind dem Experten zufolge ein Zeichen
der Internet-Sucht.(APA)