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Carlos Fuentes beklagt "Menschheitsverbrechen"

Reuters/DANIEL AGUILAR
Mexiko-Stadt - Der mexikanische Schriftsteller Carlos Fuentes hat die Erziehungspolitik der Regierung heftig kritisiert. Der Autor bezeichnete es am Montag als "Menschheitsverbrechen", dass in den jüngsten Festlegungen des Erziehungsministeriums über die Bestückung der Schulbibliotheken "grundlegende Werke" wie "Don Quijote" von Miguel de Cervantes, Homers "Ilias" oder die "Märchen aus tausendundeiner Nacht" fehlten. Auch die Gedichte des mexikanischen Literaturnobelpreisträgers Octavio Paz (1914-1998) oder die Romane des Kolumbianers Gabriel García Márquez glänzten durch Abwesenheit. Auch andere Schriftsteller kritisierten den neuen Kanon. "Mir scheint dies die größte Beleidigung für Octavio Paz, es ist sehr bedauerlich, dass unser Nobelpreisträger nicht vertreten ist", sagte die Autorin Elena Poniatowska. Die mexikanischen Intellektuellen hatten in den vergangenen zwei Jahren schon mehrfach die Kulturpolitik des konservativen Präsidenten Vicente Fox kritisiert. Fuentes selber, der in dem neuen Kanon nur mit der Erzählung "Chac Mool" vertreten ist, fand im vorigen Jahr unverhofft eines seiner frühen Werke in den Schlagzeilen wieder: Der mexikanische Arbeitsminister Carlos Abascal hatte sich wegen vermeintlich obszöner Szenen gegen die Behandlung von Fuentes' Erzählung "Aura" (1962) im Schulunterricht seiner Tochter gewandt. (APA)