Stockholm - Mit einer pessimistischen Botschaft zur Lage der Telekom-Branche hat die Führung des schwedischen Ericsson-Konzerns am Dienstag eine weltweite Werbetournee zur Gewinnung neuer Anleger eingeleitet. Vorstandschef Kurt Hellström meinte vor Investoren und Analysten in Stockholm: "Die Lage ist manchmal so düster, dass es fast unglaublich erscheint." Der angeschlagene schwedische Konzern will zur Verbesserung seiner Finanzlage neue Aktien für 30 Mrd. Kronen (3,23 Mrd. Euro) ausgeben, die im Prinzip bereits von Großanlegern garantiert sind. Weiter meinte Hellström: "Wir glauben, dass es irgendwo eine Talsohle gibt und wir begonnen haben, uns ihr zu nähern." Langfristig werde Ericsson sich wieder als gewinnträchtiges Unternehmen erweisen. Im Prospekt für Neuanleger verwies der Konzern auf eine erwartete Verdoppelung der Zahl von Handy-Abonnenten auf weltweit 1,7 Mrd.. Keine Erholung Es werde in diesem Jahr aber auf keinen Fall eine Erholung geben. Für 2003 will Ericsson keine Prognose abgeben, richtet sich nach Angaben von Hellström aber auf ein Andauern der Krise ein. Beim ersten von 50 geplanten Treffen mit Investoren bestritten Hellström und Aufsichtsratschef Michael Treschow Zeitungsmeldungen, wonach schon jetzt klar sei, dass die Neuemission nicht ausreichen werde, um Ericsson zu stabilisieren. Die schwedische Wirtschaftszeitung "Dagens Industri" berichtete am Dienstag, dass nach den Zahlen des Emissions-Prospekts möglicherweise die gesamten 30 Mrd. Kronen durch Begleichung kurzfristiger Schulden (22 Mrd.) sowie durch Umstrukturierungskosten (7 Mrd.) schon "aufgefressen" seien. Schlimmstenfalls könne ein sofortiger zusätzlicher Bedarf über 10 Mrd. Kronen anfallen, schrieb das Blatt. Die Ericsson-Aktie hat in den letzten zwei Jahren 95 Prozent ihres Wertes verloren und wurde in den letzten Wochen von den führenden Kreditbewertungsfirmen in den USA heruntergestuft. Am Dienstag stieg der Aktienkurs in Stockholm bis zum frühen Nachmittag um 4,5 Prozent auf 7,90 Kronen (0,9 Euro). (APA)