Wien
Solidaritätsopfer von Banken gefordert
Zahlreiche Institute setzen "Zeichen"
Wien - Wenig Begeisterung bei heimischen Banken ausgelöst
hat die Forderung von Vizekanzlerin Susanne Riess-Passer (F) nach
zinsfreien Darlehen zur Bewältigung der Hochwasserschäden. Der um
mehr als 2 Prozentpunkte auf 4 Prozent abgesenkte Sonderzinssatz des
SanierungsDarlehens der Bank Austria-Creditanstalt (BA-CA) sei schon
"nicht kostendeckend", sagte BA-CA-Sprecher Martin Hehemann.
Damit setze man bereits ein aktives Zeichen der Solidarität. Die Banken sollten zinsenlose Darlehen gewähren, für die
Rückzahlungen könnte zum Teil der Bund einspringen, hatte
Riess-Passer heute gefordert. "Wenn das bedeutet, dass der Staat die
Zinsen zu einem späteren Zeitpunkt zurückzahlt, dann sollten wir
möglichst bald darüber reden", sagte eine Sprecherin der Erste Bank.
"Größtmögliches Verständnis"
Nach einer Krisensitzung rief Wirtschaftskammer-
Generalsekretär Christian Domany die heimischen Banken auf, bei
laufenden Verpflichtungen "größtmögliches Verständnis" zu zeigen.
Bereits angelaufene spezielle Kreditaktionen seien noch zu
verstärken: "Wir denken in diesem Zusammenhang an möglichst
zinsgünstige Darlehen. Bund, Länder und Gemeinden könnten außerdem
einen Teil der Rückzahlungen übernehmen", sagte Domany.
Sonderkonditionen
Mehrere Banken haben im Eindruck der Hochwasserkatastrophe Kredite
zu Sonderkonditionen angeboten. Die Erste Bank bietet
Hochwasser-Opfern eine Spezialfinanzierung zu fix 4 Prozent ohne
Bearbeitungsprovision und Spesen, die bis Jahresende rückzahlungs-
und tilgungsfrei ist. Besonders kulant sei die Hilfestellung für
Gewerbetreibende. Erste-Mitarbeiter können bis zu drei Tage
Sonderurlaub für Hilfsmaßnahmen beanspruchen.
Auch die S-Bausparkasse bietet rasche und unbürokratische
Soforthilfe für Hochwasseropfer: Sonderdarlehen bis zu 25.000 Euro
pro Objekt stellt die s Bausparkasse zur Verfügung. Bis Jahresende
sind weder Zinsen noch Raten zu bezahlen, die Rückzahlung beginnt
erst mit Jänner 2003. Verrechnet wird der Stammkundenzinssatz von 4,7
Prozent der Darlehenssumme, auch wenn die Opfer noch nicht Kunden
sind. Die Bearbeitungskosten werden von 3 auf ein Prozent reduziert.
Von Sonderdarlehen anderer Häuser wie der BA-CA (25 Jahre
Laufzeit, 4 Prozent Zinsen, keine Bearbeitungsspesen), der
Raiffeisen-Gruppe und der BAWAG/P.S.K.-Gruppe (4 Prozent, erstes Jahr
zinsen- und tilgungsfrei) hat die APA bereits berichtet. Zahlreiche
Banken und Organisationen des Landes haben eigene Spendenkonten
eingerichtet, in vielen Instituten sammeln die Mitarbeiter zu Gunsten
der Hochwasseropfer.
Spender müsste ihre Spenden-Überweisung freilich stets als solche
deklarieren, damit die Überweisung wirklich spesenfrei erfolgen
könne, erinnerte Konsumentenschutzminister Dieter Böhmdorfer (F) in
diesem Zusammenhang. Konsumenten sollten die Zusage der Banken, bei
Spenden an Katastrophenopfer keine Spesen zu verrechnen, von diesen
auch einfordern. (APA)