Langenlois - "Das Rauschen des Wassers" sei allgegenwärtig, schildert die Sozialarbeiterin Regina Hörmann - draußen in der durchnässten Landschaft ebenso wie in den Köpfen der Flutopfer: "Im Notlager in der Langenloiser Gartenbauschule habe ich am Montag einen mit der Mutter aus der Gefahrenzone gebrachten Buben beobachtet. Erst war er aufgekratzt, die Gefahr war ja vorbei." Dann, als es abends dunkler wurde, sei der Bub immer stiller geworden, habe zu weinen begonnen: "Ich habe der Mutter dann geraten, ihn mit einer Psychologin reden zu lassen. Das Trauma darf sich nicht festsetzen."Traumatisiert nämlich, von nachhaltigem Schrecken geprägt, seien die Menschen fast alle, die dem Hochwasser knapp entkommen konnten - erzählt die Mitarbeiterin einer Gruppe von zehn Psychologen und Sozialarbeitern. Die Reaktionen reichten von "Überaktivität über Schlaflosigkeit zu totaler Passivität". Angefordert von den Bezirkshauptleuten und "in enger Zusammenarbeit mit Feuerwehr und Rotem Kreuz" klappern Hörmann und Kollegen Straßenzüge ab, in denen die Häuser, weil die Flut droht, von den Bewohnern geräumt werden müssen: "Wir versuchen, die Menschen zum Gehen zu überreden. Meist gelingt es uns." Vor allem für die Alten, so Hörmann, sei die Situation oftmals tragisch. "Eine 75 Jahre alte Rentnerin wird es schwer haben, ihr Haus wieder aufzubauen." Dann gehe es in den Gesprächen nicht zuletzt um Unterbringungsalternativen, "manchmal auch um einen Heimplatz". Im Großen und Ganzen jedoch, so die Mitarbeiterin des vom Land Niederösterreich für Kriseninterventionen ins Leben gerufenen Akutteams, seien die Hochwassergeschädigten "erst einmal froh, wenn sie hören, dass auch ihre Kinder und Eltern in Sicherheit sind. Wie hoch die Verluste an Haus und Hof sind, dieses Bewusstsein sickert erst langsam ein." (DER STANDARD Print-Ausgabe, 14.8.2002)