Wien - Der ORF, den man richtigerweise in eine Spendenmaschine verwandelt hat, präsentierte am Feiertag auch ein kulturelles Highlight: die Bruckner-Übertragung aus Salzburg mit einer Don Giovanni -Revue in der Pause. Diese Bandbreite, Mobilisierung und Vertiefung kann als Beispiel für die Österreich-Orientierung des Fernsehens gelten. Konzertübertragungen sind entweder Ohrenschmaus oder Mythos-Vermittlung. Nikolaus Harnoncourt tut etwas anderes. Viele seiner Fans lieben ihn gerade deshalb, weil er ihnen seine Musik auch erklärt. Im Fernsehen ist das noch wirkungsvoller, weil eine enorme Transparenz entsteht. Notabene bei einer Werkstattbesichtigung. Wer Don Giovanni -Aufführungen gesehen hat, wurde durch diese Pausenrevue gut über die Festspielproduktion von Harnoncourt und Martin Kusej informiert. Don Giovanni als Schwein, das man trotzdem vermisst (Kusej), Don Giovanni als Idee der Negation aller Werte (Harnoncourt). ORF-Kulturchefin Heide Tenner sollte diesen Weg weiterbeschreiten. Auch für experimentelle Festivals. (sp / DER STANDARD, Printausgabe, 16.8.2002)