Finanzen & Börse
DSW will gegen Argentinien klagen
Keine Rücksicht auf Stopp von Zinszahlungen
Berlin - Die Deutsche Schutzvereinigung für
Wertpapierbesitz (DSW) will wegen des Stopps von Zins- und
Tilgungszahlungen für argentinische Staatsanleihen Musterklagen gegen
den südamerikanischen Staat führen. Noch in diesem Monat würden zwei
Klagen vor einem deutschen Landgericht eingereicht, da Argentinien
allein in Deutschland Anleihen von gut sieben Mrd. Euro auf den Markt
gebracht habe, teilte die DSW am Donnerstag in Berlin mit. Nachdem Argentinien zu Jahresbeginn den Stopp der Zins- und
Tilgungszahlungen auf seine Auslandsschulden erklärt habe, seien die
Kurse argentinischer Anleihen stark gesunken, sagte
DSW-Hauptgeschäftsführer Ulrich Hocker. Da die Papiere heute nur noch
bei rund 20 Prozent des Nominalwertes notierten, sei in Deutschland
ein Vermögen von mehreren hunderttausend Privatanlegern in
Milliardenhöhe vernichtet worden.
Ziel: Umschuldung
Ziel der juristischen Schritte und zusätzlicher politischer
Gespräche mit deutschen und argentinischen Behörden ist nach
DSW-Angaben eine "akzeptable Umschuldung der Anleihen". Neben den
beiden Musterklagen lassen die Aktionärsschützer auch Voraussetzungen
einer Sammelklage nach US-Recht untersuchen. Auch würden mögliche
Ansprüche aus Prospekthaftung geprüft, die sich gegen
Konsortialbanken wie die Deutsche Bank, die Commerzbank oder die
Dresdner Bank richten könnten. Zudem untersuche man Ansprüche aus
womöglich fehlerhafter Anlageberatung durch Banken.
Die DSW sieht ihre Erfolgsaussichten zurückhaltend. "Wir sind
nicht so blauäugig, dass wir glauben, dass wir Geld erhalten werden",
sagte Hocker. Aber mit einem Rechtstitel gegen Argentinien könne man
ein zusätzliches Druckmittel für künftige Gespräche oder bei weiteren
Anleihen haben. (APA/Reuters)