Washington/Bagdad/Jerusalem - Mit neuen Drohungen und Berichten über ein angebliches Biowaffenlabor im Irak hat die amerikanische Regierung erneut ihre Entschlossenheit bekräftigt, das Regime des irakischen Staatschefs Saddam Hussein zu stürzen. Nach Einschätzung der Nationalen Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice hätten die USA keine andere Wahl, als gegen den irakischen Präsidenten vorzugehen. "Wir können uns sicherlich nicht den Luxus leisten, nichts zu tun", sagte Rice in einem am Donnerstag ausgestrahlten Interview des britischen Rundfunksenders BBC.Rice sagte, Saddam sei zweimal dem Besitz von Atomwaffen näher gekommen, als der Westen gedacht habe. "Dies ist ein böser Mann", sagte die Beraterin von US-Präsident George W. Bush. "Sollte er seine Sprengkörper behalten, wird er erneut seiner eigenen Bevölkerung und seinen Nachbarn verheerenden Schaden zufügen." Rices Erklärungen ging ein Bericht der Washington Post am Mittwoch voraus, demzufolge der Irak zurzeit Material und Gerät aus einer mutmaßlichen Produktionsstätte für biologische Waffen bei Bagdad verlegt. Satellitenaufnahmen Unter Berufung auf Geheimdienstkreise hieß es, Staatspräsident Saddam Hussein könnte mit der Verlegung das Ziel verfolgen, das Material vor einem etwaigen militärischen Angriff der USA in Sicherheit zu bringen. Die Aktivitäten auf dem Fabrikgelände von Taji seien von amerikanischen Aufklärungssatelliten entdeckt worden. Regierungsbeamte räumten dem Bericht zufolge allerdings ein, dass Sinn und Zweck dieser Bewegungen vielfältig interpretiert werden könnten. Eine systematische Verlegung von Material aus mutmaßlichen Waffenfabriken im ganzen Land sei vorerst noch nicht festgestellt worden. Spekulationen über Kriegsvorbereitungen und -szenarien gingen auch in anderen internationalen Zeitungen hoch. So berichtete die britische Tageszeitung Financial Times, ihr liege ein Schreiben des US-Außenministeriums vor, mit dem im Juli Nichtregierungsorganisationen um Vorschläge für Hilfsprogramme für Irak ersucht worden seien. Die Projekte sollten Flüchtlingen im Irak und den Nachbarländern zugute kommen. Die US-Vorschläge umfassten Regierungsmittel in Höhe von 6,7 Millionen Euro. Die israelische Tageszeitung Ha'aretz meldete am Donnerstag, Israel schließe im Falle eines irakischen Raketenangriffs mit Massenvernichtungswaffen einen atomaren Gegenschlag nicht aus. Ein entsprechender Bericht sei in der vergangenen Woche dem außenpolitischen Ausschuss des US-Kongresses vorgelegt worden. Nach israelischen Geheimdienstinformationen verfügt Bagdad inzwischen über biologische Waffen, die Tausende Menschen töten könnten. (Reuters, dpa, red/DER STANDARD, Printausgabe, 16.08.2002)