Unternehmen
MLP schraubt Gewinnerwartung runter
Vorstandschef Termühlen: Wir wurden zum Spielball verschiedener Interessen
Frankfurt - Der Finanzdienstleister MLP hat nach
"externen Angriffen" und wegen der schwachen Finanzmärkte seine
Gewinnprognose 2002 drastisch herunter geschraubt. MLP-Vorstandschef
Bernhard Termühlen sagte am Donnerstag in Frankfurt bei der
Vorstellung der Halbjahreszahlen, der Vorsteuergewinn werde
voraussichtlich mit etwa 100 Mill. Euro deutlich unter dem Vorjahr
(150,7 Mill. Euro) liegen. Termühlen betonte, die MLP-Aktie sei zu "einem Spielball
verschiedener Interessen" geworden. "Die ungerechtfertigten
Anschuldigungen wegen angeblicher Bilanzmanipulation ab Mitte Mai mit
nicht vorhersehbaren Negativfolgen bewirkten eine starke
Verunsicherung am Kapitalmarkt." Image und Vertrauen seien aber eine
immens wichtige Basis des MLP-Geschäfts. Statt sich um Neukunden zu
kümmern, hätten die MLP-Berater daher vorübergehend in die Stärkung
der Kundenbindung investieren müssen.
Wachstumsverlangsamung
"So war es kaum verwunderlich, dass auch das operative Geschäft in
Mitleidenschaft gezogen wurde", sagte Termühlen. Trotz der negativen
Vorgaben habe MLP aber auch im zweiten Quartal 2002 die Gesamterlöse
um rund elf Prozent auf 263 Mill. Euro steigern können.
Im ersten Halbjahr sei ein Plus von 15 Prozent auf 506 Mill. Euro
erzielt worden. Das verlangsamte Erlöswachstum bei steigenden
Ausgaben habe sich deutlich negativ auf den Vorsteuergewinn im
zweiten Quartal ausgewirkt: "Er lag mit 28,6 Mill. Euro um 19 Prozent
unter dem Vorjahr. Auf Grund des starken ersten Geschäftsquartals lag
der Halbjahresgewinn vor Steuern mit 53,1 Mill. Euro nur sehr leicht
unter dem vergleichbaren Vorjahresniveau", sagte der MLP-Chef.
Die Wachstumsverlangsamung, die MLP im zweiten Quartal bereits zu
spüren bekommen habe, dürfte laut Termühlen "im zweiten Halbjahr 2002
eher noch zunehmen". Neben dem schwächeren Neugeschäft und der
Kapitalmarktschwäche seien auch die Zurückhaltung bei der
Riester-Rente sowie Beratungs- und Kommunikationskosten und ein neuer
Tarif für die MLP-Fondspolice dafür verantwortlich.
"Bilanzen einwandfrei"
Termühlen wiederholte, die Bilanzen des Unternehmens seien
"rechtlich und wirtschaftlich einwandfrei" und entsprächen Punkt für
Punkt den deutschen Rechnungslegungsgrundsätzen nach dem
Handelsgesetzbuch. "Die Anschuldigungen von einzelnen zum Teil
'anonymen' Journalisten sowie Vertretern der
Kleinaktionärsvereinigung SdK (die im übrigen von manchen
Marktteilnehmern als ein und dieselbe Person bezeichnet werden) sind
vollkommen unbegründet."
Der MLP-Chef verwies darauf, dass das Unternehmen seit dem
Börsengang 1988 profitables Wachstum ausweise. Das Umsatzwachstum
liege seither bei mehr als 32 Prozent im Jahr, beim Nettogewinn seien
durchschnittlich 38 Prozent Plus erreicht worden. Die Zahl der Kunden
sei von 45.000 im Jahr 1988 auf mittlerweile 486.000 gesteigert
worden. MLP peile in den kommenden fünf Jahren eine Verdopplung auf
mehr als eine Million Kunden an. (APA)