IT-Business
Siemens erwartet Ende der Talsohle in Telekom-Branche nächstes Jahr
Mikroelektronik und Software bestimmen Megatrends - das Internet wird mobil
Die zuletzt durch das Multimedia-Mobilfunknetz
UMTS in Turbulenzen geratene Telekommunikationsbranche wird nach
Ansicht des für Forschung zuständigen Vorstandsmitglieds der Siemens
AG München, Claus Weyrich, "im nächsten Jahr die Talsohle
überschritten" haben. Im Prinzip könne die IT-Branche langfristig mit
zweistelligen Wachstumsraten rechnen, sagte Weyrich am Donnerstag
beim Europäischen Forum Alpbach. Die insgesamt von
Telekommunikations-Anbietern in UMTS-Lizenzen investierten 100 Mrd.
Euro würden letztlich von den Verbrauchern bezahlt.
Starke Vernetzung
Als Megatrends für die künftige Entwicklung der IT-Branche sagte
Weyrich unter anderem einen stärkten Wettbewerb voraus, der die
traditionellen Wertschöpfungsketten aufbrechen lasse. Unternehmen
müssten in Zukunft noch offener, wissensorientierter und stärker
vernetzt arbeiten, um erfolgreich zu sein. In Mikroelektronik und
Software sieht der Siemens-Manager weiterhin die wichtigsten
technologischen Kräfte. Software könnte bald "netzorientiert"
angeboten werden, so Weyrich. Dadurch müsste sie der Konsument nicht
mehr besitzen, sondern könnte bestimmte Anwendungen über das Internet
leihen.
Next-Generation-Internet
Weiters wird nach Einschätzung des Siemens-Vorstandsmitglieds der
Ausbau von Glasfasernetzen voranschreiten und das
Next-Generation-Internet mit höherer Bandbreite und größerer
Übertragungskapazität zum dominierenden Netzstandard. Das Internet
wird nach den Prognosen des Managers zunehmend mobil. Künftig sollte
es möglich sein, über jeden Ort und mit jedem Endgerät Zugang zu
allen möglichen Inhalten zu bekommen. Die Endgeräte selbst könnten
noch flexibler gestltet werden. Ein Handy in der Armbanduhr, ein
Display im Ärmel oder Elektronik-Kleidung nannte Weyrich als mögliche
Beispiele.
Mimik und Emotionen
Die Computer der Zukunft sollten in der Lage sein, neben
natürlicher Sprache auch Mimik und Emotionen des Benutzers zu
erkennen, sagte Weyrich. Um die Informationsflut jedoch einzudämmen,
müssten die Geräte jedoch optimal an den Kontext des Anwenders
angepasst werden. Für die Sicherheit der Dienste werde sich das so
genannte "Public Key Infrastructure"-Verfahren (PKI) - eine Art
Einweg-Verschlüsselung - als dominierende Technologie durchsetzen.
Letztlich müsse das gesammte "Web" auf einer semantischen
Grundlage erfassbar sein, nicht nur Suchwörter anzeigen, gab Weyrich
zu bedenken. "Das Internet muss Fragen beantworten, nicht nur Wörter
wiedergeben."
(apa)