Washington - Selbstmordversuche von vier Gefangenen auf dem US-Stützpunkt Guantanamo auf Kuba haben erneut Fragen zu den dortigen Haftbedingungen aufgeworfen. Einer der mutmaßlichen Taliban- und El-Kaida-Kämpfer habe sich die Pulsadern aufschneiden wollen, drei weitere hätten versucht, sich mit Decken und Handtüchern zu erhängen, sagten Vertreter des Verteidigungsministeriums am Donnerstagabend (Ortszeit) in Washington. Die Suizidversuche seien im Laufe der vergangen zwei Monate erfolgt. Die Haftbedingungen und der unklare Status der Gefangenen stößt international seit langem auf Kritik. Die USA wiesen die Vorwürfe wiederholt zurück. Angaben zu Namen und Nationalität der Männer wurden nicht gemacht. Auch zu den möglichen Motiven äußerte sich das Pentagon nicht. "Die Amerikaner sollten stolz auf die Soldaten sein, deren Aufgabe es ist, die Gefangenen zu bewachen", sagte ein Sprecher der für Guantanamo zuständigen Armeeeinheit, Oberstleutnant Joe Hoey. Sie seien bestens ausgebildet und führten ihre Arbeit auf sehr professionelle Weise aus. Die Selbstmordversuche waren nicht die ersten Zwischenfälle auf dem US-Stützpunkt. Im Februar waren Gefangene nach der Misshandlung eines Mithäftlings in den Hungerstreik getreten. Ein Wachmann hatte einem Gefangenen seinen aus einem Laken improvisierten Turban gewaltsam vom Kopf gerissen, nachdem der mutmaßliche Taliban-Kämpfer nicht auf eine Aufforderung reagiert hatte, ihn vorschriftsgemäß abzunehmen. Die Streikenden wurden schließlich künstlich ernährt; der Hungerstreik verlief im Sande. Wegen der Kritik an den Haftbedingungen verwiesen die USA mehrfach auf ihre Zugeständnisse an die Gefangenen. Demnach werden sie bei ihrer Ankunft ärztlich untersucht. Während der Haft erhielten sie regelmäßige warme Mahlzeiten, die nach islamischen Regeln zubereitet werden, einen Koran sowie Waschutensilien. Außerdem hätten sie die Möglichkeit, einen Brief an einen Angehörigen ihrer Wahl zu schreiben. Kritik kam unter anderem von der Menschenrechtsorganisation amnesty international (ai) und dem Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK). Auch UN-Generalsekretär Kofi Annan mahnte eine humanitäre Behandlung der Gefangenen an und forderte die USA auf, das internationale Recht zu achten. Auf Guantanamo werden insgesamt 598 ausländische Gefangene festgehalten, denen Verbindungen zu den Taliban in Afghanistan und zum El-Kaida-Netzwerk von Extremistenführer Osama bin Laden nachgesagt werden. Zuletzt waren Anfang August 34 Verdächtige auf die Militärbasis gebracht worden. Die USA verweigern ihnen den Status von Kriegsgefangenen und wollen sie vor geheimen Sondergerichten aburteilen. (APA/AFP)