Jerusalem/Wien - Luftverschmutzung verhindert die Bildung bestimmter Regenwolken. Doch wenn der salzige Sprühnebel über dem Meer dazukommt, ist alles anders, haben nun Erdwissenschafter der Uni Jerusalem errechnet. Dann kommt es zu Niederschlägen, wenn es über Land kaum regnen würde. So reduziert sich aber auch die Reflexion des Sonnenlichts durch die Dreckwolken und damit die regionale Abkühlung, die viele Klimamodelle annehmen. "Wir haben wohl", sagt Forschungsleiter Daniel Rosenfeld, "den Kühlungseffekt in den Berechnungen bisher überschätzt. Die Klimawirkung der Aerosole (Schwebeteilchen, Anm.) ist signifikant kleiner als die Schätzungen." Nachsatz: "Daher haben wir die globale Erwärmung unterschätzt." An den Aerosolen aus diversen Verbrennungsprozessen können sich nur kleine Wassertröpfchen aus den Wolken bilden. Sie erreichen die kritische Größe zum Abregnen nicht. Das nahm man bisher auch für Ozeane an. Luftverschmutzung ausgewaschen Stimmt nicht, zeigen nun Rosenfelds Berechnungen. In sein Modell flossen Satellitendaten über Tröpfchengrößen, Temperaturen und Sichttiefe der Wolken sowie über Niederschläge ein. Die Simulationen ließen es bald regnen, "damit wird die Luftverschmutzung über Ozeanen sehr wirkungsvoll ausgewaschen", sagt Rosenfeld. "Dafür ist ein lang bekannter Mechanismus verantwortlich", erläutert er, "Salz vermehrt den Regen". Dessen relativ großen Kristalle vereinen die Tröpfchen an Aerosolen zu großen Tropfen. "Bisher nahm man an, dass der Sprühnebel nur nahe der Meeresoberfläche wirkt. In dieser Studie zeigen wir aber, dass es die Salzkristalle bis in die Wolken schaffen und diese auch bei geringer Höhe zum Abregnen bringen." Also nicht erst bei einem - seltenen - Sechs-Kilometer-Wolkenturm wie über dem Land. (rosch, Science online, DER STANDARD, Print, 16.08.2002)