Für die deutschen Fernsehsender geht es um gut sieben Milliarden Euro Bruttowerbevolumen. Und wie bei den Medien insgesamt wird der Markt enger: 7,2 Prozent weniger investierte die Wirtschaft dort im ersten Halbjahr 2000 in Fernsehspots. Nur wenige Ausnahmen machen die Werbebeobachter aus - Vox etwa konnte zulegen.RTL-Vermarkter IP behält seine Werbepreise vorsorglich bei, wo die Werber doch ProSiebenSat.1 schon wegen 1,8 Prozent mehr schelten. Für große Würfe bleibt wenig Spielraum: Große Mediaagenturen, denen die Sender ihre Pläne vor der Kölner Telemesse (diese findet am 19. und 20. August 2002 statt) präsentierten, vermissen laut Branchendienst kontakter.de Highlights. RTL Als publikumsträchtigen Höhepunkt nahmen die Mediaplaner gerade "Pop Idol" bei Marktführer RTL wahr. In Großbritannien ist das Modell ein Renner, Popstars im Fernsehen zu küren. In Deutschland aber hat das schon RTL II mit "Popstars" und "Teenstar" erfolgreich getan. Zudem muss sich RTL mit Produzent Frank Farian herumstreiten, der sich den Titel laut "stern" schon länger gesichert hat und nicht herausgeben will. Quote macht man weiter mit "Wer wird Millionär?" und nach dem Erfolg der "80er Show" 2003 auch mit Varianten für Siebziger- und Neunzigerjahre. Der ORF kontert mit Neo-Millionärsmacher Armin Assinger und überlegt eigene Retroshows. Gerichtstermine indes überlässt der Küniglberg vorerst den Deutschen; RTL rückt nachmittags zwei neue ins Programm. Dass sich RTL zügig vom US-Markt abnabelt, belegen hausgemachte Serien wie "Bernds Hexe", "Krista!", "Unter Brüdern" und die an "Friends" erinnernde Sitcom "Allein unter Freunden". Mit Maden und DNA-Analyse jagt RTL ab 26. September Verbrecher: "Anwälte der Toten - Rechtsmediziner decken auf" schildert 24 authentische Kriminalfälle aus ganz Deutschland. Dabei trifft man - wie bei der Popstarfahndung - auf den kleinen Bruder RTL II: Schon ab 1. September will der Sender wie "Aktenzeichen XY" Verbrechen rekonstruieren. Irgendwie auch eine Art Doku-Soap, von denen man für kommende Saison etwa "Der Knast - Leben hinter deutschen Gittern" oder "Hausbau" verspricht. Vox Vox sorgt - neben der letzten "Ally McBeal"-Staffel - für das spannendste Seriendebüt: "24" vom US-Kanal Fox hat in Amerika großes Aufsehen erregt und Spitzenquoten erzielt. Kiefer Sutherland muss als Terrorismusbeauftragter in 24 Stunden eine Verschwörung aufklären. Eine Stunde in Echtzeit entspricht 60 Minuten einer Folge. Die 24 Folgen ergeben damit nur einen Tag als Serienhandlung. ProSieben Sechs Serien startet ProSieben im September und Oktober wieder: letzte Staffel von "Akte X", neue Folgen von "Emergency Room", "Charmed", "Buffy" und natürlich "Sex and the City" sowie die für elf Emmys nominierte Serie "Alias". Zweiter Schwerpunkt: Comedy. In "Werner.tv" etwa wird die norddeutsche Trickfigur fürs Fernsehen aktiviert. Die Show "Was für ein Tag" beschert armen Mitmenschen einen ganzen Tag lang ungewöhnliche Missgeschicke, gefilmt von 50 versteckten Kameras. Sat.1 Der Vorabend macht Sat.1 die größten Probleme. "Was denkst du?", Comedy-Quizshow samt Straßenbefragung, soll helfen. Bei eigenproduzierten Serien zeigt sich der Münchner Sender nicht kleinlich: "Die Anstalt" erzählt in 26 Teilen Geschichten aus der Psychiatrie, in "Broti & Pacek" müssen sich drei Ärzte den wirtschaftlichen Realitäten einer Gemeinschaftspraxis stellen. Die Familienserie "Körner & Köter" wartet mit einer 61-Kilo-Dogge auf. Gehaltvolle Eigenbauspielfilme lassen "Das Wunder von Lengede" oder "Eva Blond" mit Corinna Harfouch erwarten. Offenbar hemmungslos von "Meerjungfrauen küssen besser" abgekupfert indes scheint die Komödie "Die Schlampe": Eine Mutter packt nach jeder Affäre Kinder und Siebensachen zusammen und zieht in die nächste Stadt. Kabel 1 , ohnehin sendergewordene Retrowelle, setzt noch eines drauf und startet Ende September die Late-Night-Show "Was macht eigentlich?". Erster Gast: Larry Hagman, passend zur selben Tags anlaufenden Wiederholung aller "Dallas"-Folgen. ARD und ZDF Ein Veteran ist auch bei der ARD im Gespräch: Michael Schanze für neue Projekte am Nachmittag. Auch am Samstagabend wird gefeilt, nach dem Abgang von Wolfgang Lippert ("Geld oder Liebe") wirkt man etwas hilflos. Ein Japaner fahndet ab Oktober für das ZDF in Kooperation mit einem Deutschen: "Zwei Profis und ein Lächeln". Erfreulich für Freunde der Vorabendserie "Berlin Berlin": 20 neue Folgen des ARD-Überraschungserfolgs mit Felicitas Woll (leider nunmehr ohne Sandra "Rosalie" Borgmann) laufen im Frühjahr 2003. ORF Wie seine öffentlich-rechtlichen Kollegen hält sich der ORF noch bedeckt, welche seiner Pläne er im Oktober umsetzt. Ein Tiermagazin wurde ad acta gelegt; Freitagabendtalk frei nach Johannes B. Kerner vertagt. Als sicher gelten etwa Kurznachrichten für junge Seher ("Newsflashes") in ORF 1, ebendort und auch für den Vorabend ein tägliches Boulevardmagazin. Die Landesstudios kommen neunmal jährlich mit Dokus am Freitagabend nach 21 Uhr zum Einsatz, die weniger deftig als die "Alltagsgeschichten" ausfallen sollen und unter dem Arbeitstitel "Mensch und Heimat" laufen. Danach kommt freitags mehr Gesundheit in "Modern Times". Eine Intelligenzshow ("ÖQ") wurde intern schon getestet. Erste neue Sendung wird eine Sonntagabenddiskussion statt "Betrifft". Freitag lief die Bewerbungsfrist für die Leitung ab. Nach STANDARD-Informationen hat sich Armin Wolf, möglicher Moderator, nicht beworben. Intern kolportierter Kandidat ist Günther Kogler ("Report"). Beide waren unerreichbar. (Doris Priesching, Harald Fidler/DER STANDARD; Printausgabe, 17./18.8.2002)