Wien - Rudolf Fußi mag offenbar keine Gartenzwerge. Denn der Initiator des Abfangjäger-Volksbegehrens verglich die bunten Plastikfiguren am Freitag mit Abfangjägern. Und so erkannte Fußi im hochwasserbedingten Plan der Regierung, nur 18 statt der ursprünglich geplanten 24 Flieger anzuschaffen, schlicht den etwas lächerlichen Versuch, "eine Wichtelhaube in den Garten zu stellen, weil man sich keinen ganzen Gartenzwerg leisten kann".Folgerichtig wäre demnach einzig und allein, den Kauf an sich zu stornieren. Milliardenteure Abfangjäger nach der Flutwasserkatastrophe zu kaufen wäre ein "soziales Verbrechen". Hoffen auf Neuausschreibung Da dieses Begehr nach Kaufverzicht seitens der Regierung bisher aber ohne Resonanz blieb, hofft Fußi, dass eine Neuausschreibung der Abfangjäger das Projekt endgültig zu Fall bringen soll: "Die erste Ausschreibung lautete auf 24 Flieger. Jetzt sind es nur 18. Es muss also neu ausgeschrieben werden." Muss es nicht, kontert das Verteidigungsministerium. Dort wird nunmehr argumentiert, dass es sich ohnehin nicht um eine Ausschreibung nach Önorm, sondern um eine "Vergabe im Wettbewerb" gehandelt habe. Jetzt müsse man mit dem gewählten Lieferanten EADS eben einen anderen Lieferplan verhandeln. Ein Ministeriumssprecher sagte: "EADS hat viel Verständnis für die österreichische Situation - und wir erwarten, dass alle anderen auch Verständnis haben." Sowohl Lockheed-Martin als auch Saab/BAE haben sich nämlich neuerlich erbötig gemacht, ihre Flugzeuge (F-16 beziehungsweise Gripen) zu liefern. Aber daraus wird offenbar nichts. Genaue Summe offen Die Verringerung der Eurofighter-Stückzahl von 24 auf 18 Maschinen werde ohnehin eine Ersparnis von "einigen Hundert Millionen Euro" bringen, die in die Katastrophenhilfe und die entsprechenden Kapazitäten des Bundesheeres fließen sollen, sagte Verteidigungsminister Herbert Scheibner. Eine genaue Summe werde aber erst nach den Vertragsverhandlungen feststehen. Die Verringerung der Stückzahl um ein Viertel hat nicht nur den Volksbegehren-Initiator Fußi irritiert. "Man wird ja bescheiden" seufzt Herbert Bauer, Vizepräsident der Offiziersgesellschaft: "Es steht außer Zweifel, dass 24 Flugzeuge besser sind als 18." Es gebe Berechnungen, wie viele der beschafften Flugzeuge jeweils in Wartung wären: Bei 24 wären durchschnittlich 18 Flugzeuge tatsächlich verfügbar, bei 18 wären es aber nur mehr zwölf. Zukunftsmusik Bauer hofft, dass später weitere Flugzeuge angeschafft werden - auch, um diese für europäische Einsätze einmelden zu können. Wenn die Abfangjäger nicht gerade dringend in Österreich gebraucht werden, könnten sie so einer solidarischen Sicherheitspolitik dienen. Aber das bleibt Zukunftsmusik. Österreich wird noch länger keine Flugzeuge für internationale Einsätze abstellen können. Und es wird mit den 18 Flugzeugen nicht einmal den Grundbetrieb sicherstellen können. Statt die Piloten mit dem Eurofighter üben zu lassen, wird für Ausbildungsflüge weiter die Saab-105 verwendet werden. Das ist eine Konstruktion aus den Sechzigerjahren, die eigentlich bei Zulaufen der Eurofighter außer Dienst gestellt werden sollte. SPÖ und Grüne ablehnend Die Kernaufgabe der Luftraumüberwachung sei aber auch mit 18 Eurofightern gewährleistet, versicherte der Verteidigungsminister: "Das Sinnvolle wurde auf das Notwendige reduziert." Scheibners Parteifreund Jörg Haider wiederholte, dass ihm die Steuerreform wichtiger sei als die Abfangjäger: Notfalls könne man sich noch ein paar Jahre "mit den alten ,gfretten'" - was vom Bundesheer ebenso bestritten wird, wie noch vor einigen Tagen bestritten wurde, dass 18 Eurofighter ausreichen würden. Von SPÖ und Grünen kamen weiterhin ablehnende Stellungnahmen - für SPÖ-Klubchef Josef Cap kommt nur eine richtige Zahl von Abfangjägern infrage: null. FPÖ-Generalsekretär Peter Sich- rovsky sagte dagegen, dass der Abfangjäger-Kauf einen Nutzen für die Hochwasseropfer brächte - die angekündigten Kompensationsprojekte sollten sich auf die Überschwem- mungsgebiete konzentrieren. Gartenzwerg-Gegner und Anti-Abfangjäger-Aktionist Fußi ist indes zuversichtlich: "Wir befinden uns kurz vor dem Sieg." Er rechne damit, dass "Ende September" das Projekt Abfangjäger-Kauf endgültig ad acta gelegt werde. Im Übrigen wähnt Fußi Bundeskanzler Wolfgang Schüssel "vollkommen weg vom Fenster", weshalb es "Zeit ist, dass wir uns von dieser Regierung befreien". "Vollkommen weg vom Fenster" sieht "Ideengeber" Fußi auch die gesamte Opposition - und verspricht prompt Abhilfe: "Ich bin die Opposition gegen das gesamte System." Ein System, das laut Kapitän Fußi aus "Öltankern" besteht, während seine Flotte "Motorboote" aufbiete, die einfach "beweglicher sind". (DER STANAARD Print-Ausgabe, 17.8.2002)