Wien - Nach den massiven Kurseinbrüchen der letzten Wochen dürften die internationalen Aktienmärkte das Schlimmste vorerst überstanden haben. Heimische Analysten erwarten in der kommenden Woche zumindest eine Seitwärtsbewegung der Märkte. Obwohl die US-Konjunkturdaten zwar weiterhin ein düsteres Bild zeigen, sollten anhaltende Umschichtungen aus Anleihen in Aktien, Shorteindeckungen sowie die mittlerweile positive Charttechnik die Märkte weiter stützen. Die in der abgelaufenen Woche veröffentlichten US-Konjunkturdaten waren jedoch weiterhin überwiegend negativ und nährten damit die Ängste vor einem so genannten "Double-Dip", einem neuerlichen Abgleiten in eine Rezession. So wies der Geschäftsklimaindex der Federal Reserve von Philadelphia im August zum ersten Mal im laufenden Jahr einen negativen Wert auf und lag damit klar unter den Analystenprognosen. "Lichtblicke" Doch zumindest den US-Börsen konnten die negativen Konjunkturüberraschungen nichts mehr anhaben. Der Dow Jones notierte am Freitag gegen 17:30 Uhr MESZ bei 8.816,89 Punkten und lag damit 0,82 Prozent über dem Schlusskurs von Freitag der Vorwoche. Leicht abwärts ging es hingegen in Europa. Der DAX verlor im Wochenvergleich 1,96 Prozent auf 3.687,33 Punkte, der paneuropäische Euro-Stoxx-50 fiel um 1,16 Prozent auf 2.718,39 Zähler. Auch in Japan schwächten sich die Kurse im Wochenvergleich ab: Der Nikkei-Index gab 2,12 Prozent auf 9.788,13 Einheiten nach. Für den RZB-Analysten Peter Schlagbauer gab es in der abgelaufenen Woche aber auch einzelne Lichtblicke auf Konjunkturseite. So war der US-Einzelhandelsumsatz im Juli um 1,2 Prozent gestiegen, für Schlagbauer ein Zeichen, dass die US-Konsumenten noch nicht kapituliert haben. Auch die guten Ergebnisse des Einzelhandelsriesen Wal-Mart belegten die Stabilität des US-Konsums. Insgesamt sei schon ein sehr negatives Konjunkturszenario in den Börsen eingepreist, die schlechten Nachrichten von der Konjunkturfront konnten den Märkten damit nichts abhaben, so Schlagbauer. Auch der vorsichtige Wirtschaftsausblick der US-Notenbank Fed im Rahmen ihrer Zinsentscheidung schickte die US-Börse nur kurzfristig ins Minus. "Stunde der Wahrheit" Ein klar positives Signal kam hingegen laut heimischen Analysten von der "Stunde der Wahrheit" für die großen US-Firmen. Die Firmen- und Finanzchefs von 695 US-Großkonzernen mussten die Bilanzen ihrer Firmen mit Schwur als wahrheitsgemäß bei der Wertpapieraufsichtsbehörde SEC bestätigen. Die bis Mittwochabend verlangten Bestätigungen haben keine dramatischen neuen Buchhaltungsbetrügereien offenbart und damit das nach den Bilanzskandalen angeschlagene Investorenvertrauen wieder teilweise restauriert. Unterstützt wurde die Börsenstabilisierung der abgelaufenen Woche laut Analysten auch durch Short-Eindeckungen. Marktteilnehmer die in Erwartung fallender Kurse Aktien leer verkauft hatten, haben diese nun zurück gekauft. Klar positiv hat sich zudem laut RZB auch das mit den stark gestiegenen Anleihenkursen deutlich zurück gekommene Renditeniveau am Rentenmarkt ausgewirkt. (APA)