Abuja/Wien - Nigerias Präsident Olusegun Obasanjo hat am Freitag ein Aufforderung zum Amtsverzicht durch das Parlament kategorisch zurückgewiesen und will weiterhin "die Verantwortung für die Nation übernehmen und Nigeria dienen".Die Abgeordneten hatten dem Staatschef am Mittwoch zwei Wochen Zeit gegeben sein Amt niederzulegen, andernfalls wollen sie ein Amtsenthebungsverfahren wegen "Unzulänglichkeiten, Dummheit, dauerhafter Missachtung des Gesetzes und offensichtlicher Korruption" einleiten. Ein Jahr vor den nächsten Wahlen hat Obasanjos Ansehen in der Bevölkerung einen Tiefpunkt erreicht. Trotz jährlicher Öleinnahmen von geschätzten 45 Milliarden Dollar leben 70 Prozent der 120 Millionen Nigerianer von weniger als einem Dollar pro Tag. In den drei Jahren seit Obasanjos Amtsantritt kamen rund 10.000 Menschen in ethnischen oder religiösen Konflikten ums Leben - deutlich mehr als zur Zeit der Militärdiktatur, die immerhin fünfzehn Jahre andauerte. Da der islamisch dominierte Norden sich vom mehrheitlich christlichen Süden abzuspalten droht, wird der Ruf nach einer neuen Militärdiktatur immer lauter. (plo/DER STANDARD, Printausgabe, 17./18.8.2002)