Die Chefs der US-Konzerne bewiesen Mitte der Woche ihre Fähigkeit zur Punktlandung. Für die US-Börsenaufsicht Securities and Exchange Commission (SEC) mussten sie die Richtigkeit ihrer Bilanzen beeiden. Die Frist dafür endete am 14. August. Und solange wartete die Mehrzahl der Unternehmen auch. "August 14 Deadline" wurde der Stichtag denn auch in den USA genannt. 942 US-Konzerne müssen Eid auf ihre Bilanz schwören Insgesamt 942 Unternehmen mit einem Umsatz von mehr als 1,2 Milliarden US-Dollar mussten ihre Bilanzen beeiden. Etwa 700 Konzerne haben den Eid bereits geleistet. Die verbleibenden Unternehmen bekommen einen Aufschub von einigen Tagen, weil ihr Geschäftsjahr nicht mit dem Kalenderjahr übereinstimmt. Auch Unternehmen wie Worldcom haben noch nicht für ihre Geschäftszahlen gebürgt, weil diese derzeit noch intern geprüft werden. Vertrauen noch nicht wieder hergestellt Die gute Nachricht des 14. August: Böse Überraschungen blieben aus. Einzig AOL Time Warner sorgte für Wirbel. Der Medienkonzern gab zu, die Umsätze zu hoch ausgewiesen zu haben. Die US-Börsen jedenfalls reagierten positiv. Dow Jones und Nasdaq zogen kräftig an. Ob mit dem 14. August der Vertrauensverlust überwunden werden kann, ist aber eine offene Frage. "Ich erhoffe mir keine große Wirkung davon", sagt Andreas Morgenbesser, Fondsmanager des Volksbank-Amerika-Invest. "Die SEC hat nur ein Puzzleteil zur Rally der US-Börsen beigetragen." Fondsmanager rechnen mit Double Dip Andreas Morgenbesser sieht Gefahren an ganz anderer Stelle. Sorge bereitet ihm vor allem die US-Konjunktur. "Es sieht nach einer Abkühlung aus", sagt der Fondsmanager. Er nimmt daher auch das Wort vom „Double Dip“ in den Mund. Damit bezeichnen die Ökonomen ein erneutes Abgleiten der US-Konjunktur in die Rezession. Auch bei ABN Amro Asset Management heißt es: "Ein Double-Dip-Szenario wird immer wahrscheinlicher." Spielraum für Zinssenkung Zudem verweist Andreas Morgenbesser auf die US-Notenbank: "Die Fed hat sich Spielraum für eine Zinssenkung geschaffen." Im Klartext: Die US-Wirtschaft braucht weiter billiges Geld von der Notenbank. Insgesamt also keine guten Aussichten für dauerhaft steigende Börsenkursen in den USA. Paradies für Trader Zudem ist auch die Volatilität an den US-Börsen derzeit sehr hoch. Deshalb sagt Andreas Morgenbesser: "Entweder ist man Trader oder investiert defensiv in gesunde Unternehmen." Anders gesagt: Entweder schnell rein und raus oder langfristig einsteigen. Die Strategie des Österreichers: "Ich mache von beidem etwas." Fondsmanager Morgenbesser setzt auf Halbleiterwerte Bei seiner Trading-Strategie schaut er auf Sektoren, deren Kurse stark abgestraft wurden. "Beispielsweise Halbleiterwerte", sagt der Fondsmanager. "Bei einem Double Dip sind diese Werte zwar nicht attraktiv. Sie laufen aber sehr gut bei einer Erholung der Wirtschaft." Morgenbesser fährt also zweigleisig: Zwar rechnet er mit einer Konjunkturflaute. Kommt die Wirtschaft jedoch in Schwung, ist er mit Halbleiterwerten schnell im Spiel. Bei seiner Langfriststrategie setzt der Österreicher auf solide Werte wie Procter & Gamble.