Wien - Vor einer Gelseninvasion ungeahnten Ausmaßes nach dem Hochwasser warnt jetzt der Wiener Zoologe und Bremsen-Experte Bernhard Seidel. "Die weitläufigen Überflutungen werden nach der ersten Beruhigung des Wassers zu der größten Gelsenentwicklung führen, die wir im österreichischen Donauraum seit 1954 gesehen haben", heißt es in einer Stellungnahme des Experten. Dabei sei auch mit hygienisch-gesundheitlichen Konsequenzen zu rechnen. Die Ausgangspunkte für die Massenentwicklung sind das von den Überschwemmungen und Regenfällen stehen bleibende Wasser, betonte Seidel. Das betrifft vor allem Straßengräben, Senken, flache Gruben und tief liegende Landwirtschafts- und Auwaldflächen, aber auch urbanen Strukturen wie Kanalsysteme, Drainagen, Hausgärten, Parkanlagen, Gewerbeflächen und Ähnliches. Auen vor der Ybbs besonders betroffen Durch die jahreszeitlich Situation werde nun die Massenentwicklung spezifischer Gelsenarten besonders gefördert, "die im Gegensatz zu den Frühjahrs- und Frühsommerbeständen nun bis in den Herbst hinein lebensfähig sind und in großem Maße dann auch überwintern werden", erklärte Seidel. "Da die ersten Tage nach dem Hochwasser entscheidend für den Aufbau von Gegenmaßnahmen sind, wäre nun eine rasche und koordinierte Vorgangsweise unumgänglich." Besonders betroffen sind laut den Zoologen die Gebiete der Auen der Mündung des Ybbsflusses bis aufwärts nach Blindenmarkt und das Machland von Mauthausen bis Grein. Weiters nannte er das Tullnerfeld insbesondere entlang des Kampflusses ab Hadersdorf sowie die beiden Donauufer östlich von Wien. Auch Hausgelsen vervielfacht Bestand "Durch das spätsommerliche Datum werden nicht nur die klassischen Überschwemmungsgelsen zur Entwicklung gelangen, sondern es wird auch der Lebensformtyp der 'Hausgelsen' durch dieses Augusthochwasser seine natürlichen Bestände vervielfachen können", betonte Seidel. Diese Hausgelsen würden nämlich gegen Ende der warmen Saison ein Bestandsmaximum erreichen, dass sie durch mehrere Generation übers Jahr aufbauen. Seidels Vorschläge: Für die jeweiligen Gemeinden wäre kurzfristig ein entsprechendes Konzept zu erstellen, das bei der Auswahl der gattungsspezifisch verwendeten Wirkstoffe beginnen muss. "Sobald der Großteil des Wassers zurückgewichen ist und bestimmte Wasserflächen zum Stillstand gekommen sind, muss versucht werden, die Entwicklung der Gelsenlarven zu reduzieren." (APA)